Freiheit stärken
Im Jahr 2020 wird die Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes 100 Jahre alt – das Amt der Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik gerade einmal zwei! Das Junge und das Alte, Tradition und Moderne zusammenzubringen und Gesellschaft im Wandel zu gestalten – das ist bereits heute unsere zentrale Aufgabe.
In dieser Welt verschieben sich zunehmend die Koordinaten, Autokratie und Nationalismus sind auf dem Vormarsch, der Populismus hat seinen Höhepunkt vermutlich noch nicht erreicht. In einer solchen Welt ist die internationale Kulturpolitik „Hoffnungsarbeit“, so hat es der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier formuliert. Außenminister Heiko Maas steht in dieser Tradition.
Die internationale Kulturpolitik setzt auf Zusammenarbeit, die Grenzen überschreitet, auf mehr Offenheit, Dialog und gemeinsame Schaffensprozesse, statt auf Abschottung und Nationalismus. Internationale Kulturpolitik bedeutet nicht den Export von Kultur, sondern Begegnung mit anderen – und den Schutz derjenigen Räume, in denen die Freiheit zur kritischen Auseinandersetzung möglich ist. Internationale Kulturpolitik hat die Aufgabe, diese Freiheit zu stärken.
Wir werden deswegen Programme für verfolgte Künstler, Wissenschaftler und Journalisten fortsetzen und weiter ausbauen. Wir werden eine junge Generation dabei unterstützen, einen aktiven Zugang zu unserer Erinnerungskultur zu finden und das historische Bewusstsein zu schärfen. Wir werden unsere Arbeit auf dem afrikanischen Kontinent intensivieren, um Menschen eine Perspektive, Frauen eine Stimme zu geben und Teilhabe an Bildung zu ermöglichen. Auch der Umgang mit unserem kolonialen Erbe wird uns bei unserer Arbeit mit diesem vielfältigen Kontinent begleiten. Wir werden unser weltweites Netzwerk der Mittlerorganisationen im Kultur- und Bildungsbereich ausbauen, digital fit machen und mit europäischen und internationalen Partnern flexibel und kooperativ zusammenarbeiten – auch, um die Idee des Zusammenhalts in Europa und der europäischen Integration zu festigen. So sollen etwa europäische Kulturinstitute stärker als bislang zusammen-
arbeiten, angefangen mit zehn gemeinsamen Instituten des Goethe-Instituts und Institut français.
Kultur macht an Grenzen nicht halt, sie ist kritisch und frei, speist sich in der Auseinandersetzung mit anderen, sie ist längst global, und verbindet durch wechselseitigen Austausch. Unser kulturelles Erbe, die Kraft der Kultur, kann dabei helfen, Menschen wieder Orientierung zu geben. Eine Orientierung, die der französische Präsident Emmanuel Macron folgendermaßen formuliert hat: „Die Antwort ist nicht die autoritäre Demokratie, sondern die Autorität der Demokratie.“
Der Beitrag ist zuerst in Politik & Kultur 3/2018 erschienen.
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