Matthias Schumacher - 11. Februar 2020 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturerbe Fasching-Fastnacht-Karneval

Häuser für die Narretei: Köln


Ein bisschen „jeck“ sein hat noch niemandem geschadet. Warum das so ist, wieso die Kölner das sind und was die Geschichte dahinter ist, erfährt man im Kölner Karnevalsmuseum.

 

Ein großer Teil der kölschen Karnevalsgeschichte ist seit 2005 im Maarweg zu finden. Hier befindet sich das größte Karnevalsmuseum seiner Art. Hier kann man die Entwicklung von der mittelalterlichen Vorfastenzeit bis hin zum organsierten Fastelovend der Gegenwart Schritt für Schritt kennen und auch lieben lernen.

 

Die jecke Dauerausstellung ist konzipiert als Rundgang durch die Geschichte, verschiedene Stationen markieren jeweils wichtige Ereignisse und erklären den Kölner Karneval von Beginn an. Angefangen in der Antike, schlängelt sich der Rundgang durch das Mittelalter, die barocke Epoche und verbildlicht die Reformen und Revolutionen, die nicht nur in der Geschichte, sondern auch im Karneval vonstattengegangen sind. Dabei ist es ganz egal, ob man mit der Kölner Tradition vertraut ist oder noch nie das Wort „Alaaf“ gehört hat. Mit anschaulichen Erklärungen wird die Materie jedem Besucher nahegebracht.

 

Eine große Anzahl von verschiedenen Exponaten verdeutlicht eindrucksvoll die Vielfalt der jecken Kultur: Von Gemälden über Plakate, Liederhefte, Urkunden und zahlreiche Unikate findet man unzählige Orden und Gesellschaftsmützen auf dem Weg durch das Museum. Animierte Videos und aufgearbeitete Originalaufnahmen lassen Vergangenes vor den Augen der Besucher aufleben, und Audioaufnahmen ermöglichen außerdem eine kleine musikalische Zeitreise.

 

Mehrere besondere Highlights in der Ausstellung machen den Besuch einzigartig. Neben einer detaillierten Dokumentation und kritischen Auseinandersetzung mit dem Karneval in der NS-Zeit findet sich auch eine umfassende Sammlung der „Fest in Gold“-Orden in den Hallen. Diese werden jedes Jahr im Zuge eines Wettbewerbs von den Kölner Goldschmied-Lehrlingen hergestellt. Die Gewinnermodelle, die alle in ihrer Form ein Unikat sind, liegen nach Jahren sortiert aus und geben tiefe Einblicke in die Kunst der jecken Goldschmiede.

 

Auch der alternative Karneval hat mit einem Bühnenbild der Stunksitzung einen Platz im Museum, ebenso wie die Bütt der Rosa Sitzung aus dem Karneval der Schwulen und Lesben.

 

Durch großzügige Spenden und Nachlässe von Kölner Jecken wächst das Archiv, das dem Museum angeschlossen ist, stetig. So entwickelt sich die Ausstellung immer weiter, und es entsteht ein buntes Abbild des Karnevals.

 

Wer sich gerne führen lassen und dazu originelles Hintergrundwissen aus erster Hand bekommen möchte, der kann sich für eine Führung anmelden. Neben der klassischen Museumsführung bietet das Festkomitee außerdem eine Kombiführung mit einem Rundgang durch die Wagenbauhalle an.
In diesen heiligen Hallen werden die großen Persiflagewagen für den Kölner Rosenmontagszug von Hand angefertigt. Die Termine und Öffnungszeiten findet man auf der Homepage des Kölner Karnevals unter koelnerkarneval.de in der Rubrik Museum. Für den ersten Eindruck gibt es dort auch eine virtuelle Tour durch das Museum selbst.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 02/2020.


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