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Erinnerungskultur / Pressemitteilung

Nationales Denkmal Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche


Beirat legt Bericht zur Entwicklung der Gedächtniskirche vor und fordert neue Verantwortungspartnerschaft

Berlin, den 19. Mai 2017. Heute wurde der Abschlussbericht des Beirates „Neues Nutzungskonzept Nationales Denkmal Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche“ in einem Pressegespräch der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ist mit 1,3 Millonen Besucher jedes Jahr einer der meistbesuchten Orte Berlins. Sie ist Postkartenmotiv und weltbekanntes Wahrzeichen der Stadt. Wie kaum ein anderes Bauwerk in Europa erhält sie die Folgen des Zweiten Weltkriegs sichtbar und versinnbildlicht in ihrer Architektur zugleich den Aufbruch in ein demokratisches Zeitalter. Die Kirche wurde so zum Symbolbau für ein friedliches und weltoffenes Europa im 21. Jahrhundert. Sie erinnert an Zerstörung und Aufbau, Vergangenheit und Zukunft, Krieg und Frieden, Terror und Miteinander. Sie ist ein einzigartiger Ort von nationaler Bedeutung und zählt zugleich zu den weltweit bedeutendsten Kirchenbauten der Moderne.

 

Und doch ist sie in ihrer Substanz bedroht. Die Instandhaltungsaufwendungen sind immens und von der Kirchengemeinde allein nicht zu schultern.

 

Wie muss sich die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche konzeptionell weiterentwickeln, um relevant für die urbane Hauptstadtöffentlichkeit zu bleiben? Wie kann dafür ihr seit Jahren leerstehendes Foyergebäude neu nutzbar gemacht werden? Welches neuartige Zusammenspiel von Kirche, Land Berlin und Bund braucht es, um die enormen Instandhaltungsaufgaben nachhaltig bewältigen zu können, die mit ihrer weltweit einmaligen Architektur verbunden sind? Wie lässt sich das von dem Architekten Egon Eiermann geschaffene Gebäudeensemble vor dem drohenden Verfall retten?

 

Ein hochkarätig besetzter Beirat aus Politik, Kirche und Zivilgesellschaft, den die Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im Herbst 2015 gemeinsam mit dem Deutschen Kulturrat einberufen hat, ging diesen Fragen nach und hat jetzt seinen Abschlussbericht vorgelegt, den Sie hier herunterladen können.

 

Die Kernaussagen des Abschlussberichtes sind:

 

  • Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ist ein nationales Denkmal. Deshalb ist eine gemeinsame Verantwortung von Bund, Land Berlin, Landeskirche und Kirchengemeinde angemessen; entsprechende Strukturen müssen geschaffen werden.
  • Der Ausstellungsbereich im Alten Turm soll nach heutigen Standards neu konzipiert werden mit einem klaren Fokus auf die Mahnmalfunktion auf Grundlage heutiger Erinnerungskultur. Dabei sollte eine räumliche Erweiterung in die erste Etage der Turmruine hinein erfolgen.
  • Zum dauerhaften Erhalt der glasgefüllten Betonwaben der denkmalgeschützen Eiermann-Bauten sind erhebliche Anstrengungen aller Partner nötig.
  • Zum Gesamtkonzept gehört auch die Herstellung einer möglichst durchgängigen Barrierefreiheit, eine verbesserte Wegeleitung durch das Bauensemble und eine dem Rang des Denkmals entsprechende Personalausstattung auf allen Ebenen.
  • Alle Maßnahmen müssen höchsten Standards entsprechen. Insofern sind interdisziplinäre Expertenworkshops oder Wettbewerbe Voraussetzung sowohl für bauliche Maßnahmen als auch für konzeptuelle Detailplanungen.

 

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Moderator des Beirates, Olaf Zimmermann, sagte: „Die Zukunft der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ist gefährdet, wenn es nicht gelingt, eine gemeinsame Verantwortung von Bund, Land und Landeskirche bei der Finanzierung herzustellen. Bleiben allein Kirchengemeinde und Stiftung Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche verantwortlich, könnte, trotz aller öffentlichen und privaten Förderung für Einzelmaßnahmen, die permanente Mangelsituation nicht mehr beherrschbare bauliche Schäden hervorrufen. Auch muss der Ausstellungsbereich im Alten Turm dringend neu konzipiert werden, damit sich das Mahnmal auch für zukünftige Generationen erschließt. Wir fordern eine neue Verantwortungspartnerschaft für das nationale Denkmal Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.“

 

 

 


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