Freiheits- und Einheitsdenkmal wird kommen: Der Baustopp ist nicht das Ende des Denkmals

Debatte um Freiheits- und Einheitsdenkmal muss wieder aufgenommen werden

Berlin, den 01. November 2016. Am 13. April dieses Jahres hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages in einem überraschenden Beschluss die Bundesregierung aufgefordert, das Bauvorhaben eines Freiheits- und Einheitsdenkmals vor dem künftigen Humboldtforum in Berlin »nicht weiter zu verfolgen«.

 

„Ich will mich mit dieser Entscheidung nicht zufrieden geben“, schreibt Bundestagspräsident a. D., Wolfgang Thierse, in der gerade erschienenen Ausgabe von Politik & Kultur im Schwerpunkt über die Zukunft des Freiheits- und Einheitsdenkmals in Berlin. Thierse schreibt weiter: „Es geht vielmehr darum, wie dieses Land und dieses Volk mit dem glücklichsten Ereignis seiner jüngsten Geschichte umgeht! Die Debatte muss also wieder aufgenommen werden, der fachlich zuständige Kulturausschuss und das Plenum des Deutschen Bundestages müssen sich mit dieser Herausforderung und dem Entwurf ernsthaft und verantwortungsvoll befassen! Alles andere wäre beschämend.“

 

Günter Nooke, wie Thierse Mitinitiator des Freiheits- und Einheitsdenkmals, schreibt: „Wesentlich aber ist jetzt eine positive Bewegung zur Umsetzung der Denkmalsidee auf der Schlossfreiheit …. Es braucht jetzt mehr als freundliche Anteilnahme. Es braucht Begeisterung der Deutschen für das, was uns gemeinsam 1989 mit der Friedlichen Revolution und 1990 mit der Deutschen Einheit gelungen ist.“

 

Johannes Kahrs, MdB, Obmann der SPD-Bundestagsfraktion im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages, sagte zur Ablehnung des Einheits- und Freiheitsdenkmals durch den Haushaltsausschuss im Interview in Politik & Kultur: „Die Blamage ist, dass das Freiheits- und Einheitsdenkmal 2009 eingeweiht werden sollte. Wir sind jetzt im Jahr 2016. Vielleicht muss man sich überlegen, was im Vorfeld falsch gelaufen ist. Es ist ja nicht das erste Freiheits- und Einheitsdenkmal, was Schwierigkeiten hatte. Man kennt das ja aus Leipzig. Und es gab auch schon mal einen Anlauf in Berlin.“

 

Siegmund Ehrmann, MdB, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages, schreibt: „Die Debatte hat nie stillgestanden, wie man an den aufgekommenen Problemen sehen kann. Diese konnten alle ausgeräumt werden. Aber es waren Debatten „im Vollzug“. Jetzt geht es offenkundig erneut um eine Debatte im Grundsatz. Dieser muss sich die Gesellschaft und das Parlament stellen.“

 

Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber von Politik & Kultur, kommentiert: „Das vorläufige Scheitern kann aber auch eine Chance für einen Neustart der Diskussion über das Erinnern an die Freiheit und Einheit sein. An dieser Diskussion sollten sich möglichst viele, auch der seinerzeit Beteiligten, beteiligen, sodass der Diskurs bereits ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur wird und einem angemessenen Freiheits- und Einheitsdenkmal den Weg bereitet. Der Baustopp ist nicht das Ende des Denkmals. Das Freiheits- und Einheitsdenkmal wird kommen, so oder so.“

 

Politik & Kultur ist die Zeitung des Deutschen Kulturrates. Sie wird herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.

 

Sie erscheint sechsmal jährlich und ist erhältlich in Bahnhofsbuchhandlungen, an großen Kiosken, auf Flughäfen und im Abonnement: Einzelpreis: 3,00 Euro, im Abonnement: 18,00 Euro (inkl. Porto) und im Einzelverkauf.

 

Die November/Dezember 2016-Ausgabe von Politik & Kultur, mit dem Schwerpunkt über die Zukunft des Freiheits- und Einheitsdenkmals in Berlin (Seite 6-8), kann hier in der Onlineversion auch kostenfrei als pdf-Datei geladen werden.

Vorheriger ArtikelMartin Luther Superstar – 500 Jahre Reformation
Nächster ArtikelNeuerscheinung: Kippa, Koscher, Klezmer? Dossier „Judentum und Kultur“