von Hirschhausen: Wozu wir heute Kultur dringend brauchen
Leitartikel von Eckart von Hirschhausen in Politik & Kultur
Berlin, den 02.02.2025. Eckart von Hirschhausen, Arzt, Wissenschaftsjournalist und Gründer der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen, schreibt in seinem Leitartikel für die aktuelle Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, über Kultur und Natur – und darüber, wie eng beide zusammengehören. Er plädiert für einen „kreativen Perspektivwechsel bis hinein in die populären Kanäle, die Millionen von Menschen erreichen“.
Von Hirschhausen fragt, warum es so wenig Romane, Theaterstücke oder Komödien über die größte Krise unserer Zeit, die Bedrohung unserer Lebensgrundlagen, gibt. Er selbst sei mit seiner Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen angetreten, um mit neuen, besseren Geschichten seinen Teil aus der Sicht der Medizin beizutragen. „Der große Hebel der Kultur ist nicht, die Programmhefte auf Recyclingpapier zu drucken, sondern einen Herzabdruck zu hinterlassen.“ Und weiter: „Im Kern sind die Krisen unserer Zeit auch spirituell. Wir verbrauchen so viel, weil wir nicht mehr wissen, was wir wirklich brauchen.“
Als im Corona-Lockdown die Unterhaltungsbranche, die Konzerte, Theater und Kabarettkultur als irrelevant abgekanzelt wurden, so Eckart von Hirschhausen, habe das etwas „von der herablassenden Haltung von Herrschern“ gehabt, „die ihre Hofnarren zur Belustigung mit einer Handbewegung auf- oder abtreten und bei Nichtgefallen ganz fallen lassen.“ „Wissen wir nicht, wie wichtig für die geistige Auseinandersetzung diese dritten Orte sind, an denen frei gedacht, gelacht, gelauscht und gesponnen werden darf? Wie wichtig Musik, Kunst, Kultur für die ‚Seelenhygiene‘ sind, genauso wie Bibliotheken, Kneipen, Festivals und Clubs? Gesundheit ist auch seelische Gesundheit, und die beruht vor allem auf sozialem Austausch mit anderen, auf geistiger und räumlicher Nähe und auf gemeinsamen Erlebnissen.“
Von Hirschhausen appelliert an die Menschen, den Kunstwerken in der Natur genauso viel Schutz zu bieten, wie wir es zum Beispiel mit wertvollen Werken der Bildenden Kunst tun. Und schließlich stellt er fest: „Wir sind höchstwahrscheinlich die einzige Spezies auf dem Planeten, die sich im Futur zwei fragen kann: Wer möchte ich einmal gewesen sein? Wozu habe ich meine Talente, meine Netzwerke, meine Möglichkeiten genutzt. Und worauf sollen zukünftige Generationen einmal stolz sein, wenn sie sich an uns erinnern? Wie wir zu guten Vorfahren werden, das hat doch dramaturgisches Potenzial, oder? Ich wünsche uns allen jedenfalls richtig gute Antworten!“
Eckart von Hirschhausen hatte im Rahmen der Verleihung des Deutschen Kulturpolitikpreises des Deutschen Kulturrates an Hans Joachim Schellnhuber die Laudatio für den Preisträger gehalten.
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