KW 33: #OKBoomer: Wir werden eine generationsübergreifende Kraftanstrengung brauchen

Themen im Newsletter:

 

1. #OKBoomer: Wir werden eine generationsübergreifende Kraftanstrengung brauchen
2. Energiekrise: Auswirkungen auf den Kulturbereich
3. Schwerpunkt zur documenta fifteen in Politik & Kultur
4. Save the Date: 06.10.2022 – Prämierung des Schreibwettbewerbs L‘Chaim
5. Einladung: Kultur in ländlichen Räumen
6. Text der Woche: „Verständigung, eine verpflichtende Aufgabe“ von Regine Möbius
7. Deutscher Kulturrat zieht um: Das Einpacken hat begonnen
8. Sommerlektüre-Inspiration
9. Zum Schluss: Vorstand und Geschäftsführung in Klausur

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich bin ein Baby-Boomer, gehöre also zu den geburtenstarken Jahrgängen in Deutschland zwischen 1955 bis 1964. Ich bin fast in der Mitte der »Generation der Vielen«, 1961, geboren. Aufgewachsen bin ich mit vier Geschwistern, die Schulklassen waren überfüllt, der Arbeitsmarkt war leergefegt. Die Boomer wurden notgedrungen zu Kämpfern, einmal weil sie in der großen Masse von Mit-Boomern sichtbar sein wollten und zum zweiten, weil sie ihren Platz im Berufsleben nur fanden, wenn sie sich gegen die vielen Mitbewerber durchsetzten.

 

Wir Boomer wurden gefolgt von der Generation X, geboren zwischen 1965 und 1979 und der Generation Y, den Milleniums, geboren zwischen 1980 und 1993 und schließlich der Generation Z, geboren zwischen 1994 und 2010. Generation X wurden in ihrer Kindheit von der Wirtschaftskrise in Deutschland und den Veränderungen des Familienbildes, Stichwort Scheidungskinder, geprägt. Y sind bereits im Internetboom und der Globalisierung aufgewachsen, Z ist die Generation, die in eine digitalisierte Welt hineingewachsen ist.

 

Ein richtiger Boomer hält X, Y, Z für verweichlichte Generationen, weil sie nicht denselben Überlebenskampf wie die Masse der Boomer ausfechten mussten oder müssen. Als eine Gegenreaktion hat sich das Internet-Meme »#OKBoomer« etabliert, weil die jüngeren Generationen zeigen wollen, dass sie sich von uns Boomern heftig genervt fühlen. Man könnte das Meme mit »Spinn dich aus« oder »Ja ne, ist klar« übersetzen.

 

Was so lustig daherkommt, beschreibt einen tieferen Generationskonflikt. Die Vielen, also wir die Boomer, werden von vielen Jüngeren als eine Bedrohung wahrgenommen. Wir besetzen die wichtigen Schaltstellen der Macht und bestimmen in vielen Bereichen, wo es lang geht und wenn wir dann doch in Rente sind, sollen die wenigen Jungen uns auch noch durchfüttern.

 

Natürlich haben X, Y, Z den Boomern viel zu verdanken. Gerade im Kulturbereich haben die Boomer für eine bis dahin nicht dagewesene Verbreitung und Ausbau des Kulturangebotes gesorgt.

 

Aber wir haben den nachfolgenden Generationen auch viele Probleme ungelöst überlassen. Die Klimakrise wurde von den Boomern massiv unterschätzt, die Globalisierung hat zu verhängnisvollen Abhängigkeiten geführt und selbst den neuen Krieg in Europa haben wir nicht verhindern können.

 

#OKBoomer ist zwar lustig, löst die Probleme aber nicht. Wir werden wohl eine generationsübergreifende Kraftanstrengung brauchen, wenn wir die Probleme in Griff bekommen wollen.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Energiekrise: Auswirkungen auf den Kulturbereich

 

Die steigenden Energiekosten belasten öffentliche und private Kultureinrichtungen und -institutionen erheblich. Für den Herbst/Winter sind beträchtliche Steigerungen an Kosten für Strom und Wärme zu erwarten, nicht zuletzt aufgrund der steigenden Energiekosten auf dem Weltmarkt.

 

 

Positionen und Pressemitteilungen des Deutschen Kulturrates zum Thema:

 

 

Weitere Informationen:

 

 

Krisenteam Gas: Hier wird entschieden, wer im Herbst/Winter Gas erhält

 

Zum Krisenteam Gas gehören neben den Vertretern des BMWK auch Vertreter der Bundesnetzagentur, des Marktgebietsverantwortlichen Gas, der Fernleitungsnetzbetreiber; es wird durch Vertreter der Bundesländer unterstützt.

 

Das Krisenteam Gas tagt schon jetzt regelmäßig, um auf Basis der täglichen Meldungen der Fernleitungsnetzbetreiber und des Marktgebietsverantwortlichen die Entwicklung der weiteren Situation am Gasmarkt zu beobachten und das BMWK zu beraten. Die Fernleitungsnetzbetreiber und Verteilnetzbetreiber werden im Rahmen ihrer Verantwortung netz- und marktbezogene Maßnahmen gemäß § 16 und § 16a EnWG ergreifen. Die EU-Kommission und die Nachbarstaaten wurden über die Ausrufung der Alarmstufe unterrichtet. Das BMWK steht im kontinuierlichen Kontakt mit der EU- Kommission.

 

  • 1. Frühwarnstufe: In der ersten Stufe tritt ein Krisenteam beim Bundeswirtschaftsministerium zusammen, das aus Behörden und den Energieversorgern besteht. Die Gasversorger und die Betreiber der  Gasleitungen werden etwa verpflichtet, regelmäßig die Lage für die Bundesregierung einzuschätzen. Noch greift der Staat aber nicht ein. Vielmehr ergreifen Gashändler und -lieferanten, Fernleitungs- und Verteilnetzbetreiber marktbasierte Maßnahmen, um die Gasversorgung aufrechtzuerhalten. Dazu gehören beispielsweise die Nutzung von Flexibilitäten auf der Beschaffungsseite, der Rückgriff auf Gasspeicher, die Optimierung von Lastflüssen oder die Anforderung externer Regelenergie, also Energie, um Schwankungen der Lastflüsse auszugleichen.
  • 2. Alarmstufe: Auch in der sogenannten Alarmstufe kümmern sich die Marktakteure primär in Eigenregie um eine Entspannung der Lage. Auch hier können die in Stufe 1 genannten Maßnahmen von den Marktakteuren ergriffen werden. Dazu gehören wiederum beispielsweise die Nutzung von Flexibilitäten auf der Beschaffungsseite, der Rückgriff auf Gasspeicher, die Optimierung von Lastflüssen oder die Anforderung externer Regelenergie. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, kann die Bundesregierung allerdings auch zusätzlich unterstützend tätig werden, etwa indem sie Unternehmen der Gasversorgungskette hilft, bei starken Preisanstiegen zahlungsfähig zu bleiben oder indem sie Maßnahmen, die im  Energiesicherungsgesetz festgelegt sind, ergreift.
  • 3. Notfallstufe: Wenn die Maßnahmen der Frühwarn- oder der Alarmstufe nicht ausreichen oder eine dauerhafte Verschlechterung der  Versorgungssituation eintritt, kann die Bundesregierung per Verordnung die Notfallstufe ausrufen. In diesem Fall liegt eine „außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Gas, eine erhebliche Störung der Gasversorgung oder eine andere erhebliche Verschlechterung der Versorgungslage“, vor. Mit diesem Schritt kann die Bundesregierung im Rahmen des Energiesicherungsgesetz schnell umfangreiche Verordnungen zum Einsatz, zur Verteilung, zum Transport und zur Einsparung von Energie erlassen. Zudem kann die Bundesnetzagentur zum „Bundeslastverteiler“ eingesetzt werden, wenn die  Gasmärkte nicht mehr funktionieren. Der Bundesnetzagentur obliegt dann in enger Abstimmung mit den Netzbetreibern die Verteilung von Gas. Dabei sind bestimmte Verbrauchergruppen gesetzlich besonders geschützt, d.h. diese sind möglichst bis zuletzt mit Gas zu versorgen. Zu diesen geschützten Verbrauchern gehören Haushalte, soziale Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser, und Gaskraftwerke, die zugleich auch der Wärmeversorgung von Haushalten dienen.

 

Am 23.06.2022 wurde die 2. Alarmstufe ausgerufen!

 


 

3. Schwerpunkt zur documenta fifteen in Politik & Kultur

 

In der Ausgabe 9/22 widmet Politik & Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates, dem Thema „Der Fall documenta fifteen“ einen ausführlichen Schwerpunkt.

 

Fragen, mit denen wir uns im genannten Schwerpunkt befassen werden, sind unter anderem: Wie konnte es überhaupt zum Fall documenta fifteen kommen? Macht die Postkolonialismusdebatte für Antisemitismus blind? Wie befasst sich der Kulturbereich mit der documenta fifteen – und wie positionieren sich einzelne Kulturakteure dazu? Ist der Kulturbereich antisemitisch? u.v.m.

 

Zu den Autorinnen und Autoren zählen u.a.: Prof. Dr. Natan Sznaider, Volker Beck, Dr. habil. Klaus Holz, Ministerin Angela Dorn, Dr. Johann Hinrich Claussen u.v.m.

 

Die Ausgabe wird bereits am 26. August vorab für die Leserinnen und Leser meines kulturpolitischen Wochenreportes in Netz abrufbar sein.

 


 

4. Save the Date: 06.10.2022 – Prämierung des Schreibwettbewerbs L‘Chaim

 

Ein wenig müssen sich die Gewinnerinnen und Gewinner unseres Schreibwettbewerbs „L’Chaim: Schreib zum jüdischen Leben in Deutschland!“ noch gedulden: Am Donnerstag, den 6. Oktober 2022 werden im Literaturhaus Berlin die zehn prämierten Texte in Anwesenheit der Jurymitglieder bekannt gegeben und ausgezeichnet. Sie können die Prämierung ab 19 Uhr im Livestream unter kulturelle-integration.de verfolgen!

 

Der Wettbewerb ist eine neuerliche Aktion der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Initiative kulturelle Integration, um im dritten Jahr nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle ein Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts zu setzen.

 

Nähere Informationen zum Schreibwettbewerb finden Sie hier.

 


 

5. Einladung: „Zukunft(s)land – Strukturen, Impulse und Allianzen für eine starke Kultur in ländlichen Räumen“

 

Ländliche Räume tragen auf ganz unterschiedliche Weisen einen Großteil zum vielfältigen Kulturangebot in Deutschland bei. Wie aber dürfen wir uns die Zukunft ländlicher Räume im kulturellen Kontext vorstellen? Wie können wir kulturelle Infrastrukturen in ländlichen Räume stärken, sichtbar machen und vorhandene Potentiale nutzen und ausbauen?

 

Mit Blick auf diese Fragen veranstalten der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Deutsche Kulturrat die Mitte September stattfindende, zweitägige Konferenz „Zukunft(s)land – Strukturen, Impulse und Allianzen für eine starke Kultur in ländlichen Räumen“.

 

Datum: 14. & 15.09.2022
Ort: An den Speichern 10, 48157 | Münster-Coerde

 

Die 2-tägige, teilhybride Konferenz beleuchtet den Status Quo und die Entwicklungs­potenziale kultureller Strukturen ländlicher Räume. Ziel ist es, den aktuellen Diskurs zu kulturellen Infrastrukturen in Stadt und Land mit Fokus auf Letzterem abzubilden und ausgehend vom Beispiel Westfalen-Lippe den Blick auf die Bundesebene zu werfen.

 

Im Fokus steht die praktische Ausrichtung der Konferenz, die sich in erster Linie an Künstler und Künstlerinnen, Kulturschaffende, Kultureinrichtungen und Kulturverwaltungen richtet. Das Programm besteht aus Impulsen, und Podien sowie – an Tag 2 – aus Workshops und einer abschließenden Exkursion zum Center for Literature auf Burg Hülshoff.

 

 


 

6. Text der Woche: „Verständigung, eine verpflichtende Aufgabe:
Die Deutsch-Polnische Bildungsbrücke“ von Regine Möbius

 

»Heute ist Polen unser wichtigster, weil schwierigster Nachbar«. Den Satz hörte ich erstmals im April 1994 in Aachen. Der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller VS hatte sich zu seinem 12. Kongress dort getroffen. Der Autor und Kulturpolitiker Erich Loest warf diesen Satz in die Kongressdiskussion und knüpfte an ihn konkrete Vorschläge. Hauptaufgabe des Verbandes sollte es in den kommenden Jahren sein, polnische Literatur in Deutschland zu fördern und deutsche Literatur in Polen. »An der Spitze der Initiative stehen vier Schriftstellerinnen und Schriftsteller«, verkündete Loest, »die aus dem Gebiet des heutigen Polen stammen, Christa Wolf, Günter Grass, Siegfried Lenz und Marcel Reich-Ranicki.«

 

Regine Möbius ist Schriftstellerin und Vorsitzende des Arbeitskreises gesellschaftlicher Gruppen der Stiftung Haus der Geschichte.

 

 


 

7. Deutscher Kulturrat zieht um: Das Einpacken hat begonnen

 

In den ersten Septembertagen zieht das Team des Deutschen Kulturrates – nach einer kurzen Übergangszeit am Ostkreuz – zurück nach Berlin-Mitte:

 

in die

Chausseestraße 10
10115 Berlin.

 

Der Bahnhof Friedrichstraße und der Berliner Hauptbahnhof liegen in unmittelbarer Umgebung.

 

Unser neues Büro liegt direkt gegenüber den berühmten Dorotheenstädtischen Friedhof. Zahlreiche bedeutende und prominente Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Unter ihnen: Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Friedrich Schinkel, Johann Gottlieb Fichte, Heinrich Mann, Johannes R. Becher, Bertolt Brecht, Helene Weigel, Egon Bahr, Thomas Brasch, Paul Dessau, Steffy und Hanns Eisler, John Heartfield, Ernst Litfaß, Herbert Marcuse und Johannes Rau.

 


 

8. Sommerlektüre-Inspiration

 

Noch auf der Suche nach der passenden Sommerlektüre? Auf politikkultur.de finden Sie jede Menge Rezensionen zu Büchern, Filmen und Podcasts.

 

Hier entdecken.

 


 

9. Zum Schluss: Vorstand und Geschäftsführung in Klausur

 

Am 18. und 19. August sind der Vorstand und die Geschäftsführung des Deutschen Kulturrates auf Klausurtagung in Frankfurt. Neben Gespräch über die aktuellen Krisen (Corona, Energiekrise, documenta fifteen) wird über unsere Strategien für die nächsten 5 bis 10 Jahre gesprochen.

 

(Foto v.l.n.r.: Gabriele Schulz, Olaf Zimmermann, Prof. Christian Höppner, Dagmar Schmidt, Boris Kochan)

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