14. Februar 2020 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

KW 7: Das Grüne Band Europa, Helau! Alaaf!, Kulturrat braucht neue Räume, ...


... Kulturraum Europa, Kulturpolitischer Text der Woche

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

zur Zeit bin ich auf einer spannenden Tagung in Bad Alexandersbad, die der Deutsche Kulturrat und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemeinsam veranstalten. Wir diskutieren u.a., wie das Grüne Band als UNESCO-Welterbe in den Kategorien Natur und Kultur nominiert werden kann.

 

Erinnerung gehört zum Menschsein dazu. Jeder erinnert sich an Schönes, an Ärgerliches, an Peinliches, an Gelungenes, an Lustiges, an Trauriges und vieles andere mehr. Jemand, der seine Erinnerung verliert, fühlt sich verloren, ist orientierungslos, es fehlt etwas. Jeder kennt die Frage: Erinnerst Du nicht?

 

Was für das Persönliche gilt, trifft ebenso auf Gesellschaften zu.

 

Erinnerungskultur ist ein wichtiger Teil des kollektiven Gedächtnisses.

Erinnerungskultur erzählt, was wichtig ist, was ein Land ausmacht, was zusammenhält, aber auch was trennt. Erinnerungskultur gibt damit auch Auskunft über das Selbstverständnis von Nationen. Erinnerungskultur verändert sich, weil sich politische Diskurse verändern, weil sich unsere Haltung und unsere Einschätzung zu historischen Ereignissen verändert. Erinnerungskultur ist damit etwas anderes als objektive Geschichte – sofern es das überhaupt geben kann.

 

Ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur ist die Erinnerung an die Shoah. Sie ist präsent in Gedenkstätten und an Gedenktagen, wie erst jüngst zum 75-jährigen Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Auch wir haben uns gerade intensiv mit der Frage befasst, wie die künftige Erinnerungskultur nach dem Sterben der Zeitzeugen aussehen kann und soll. Vor allem steht die wichtige Frage im Raum, geht es nur um Erinnern oder geht es nicht viel mehr um die Gestaltung der Zukunft aus der Erinnerung.

 

Doch, was ist mit der Erinnerung an die deutsche Teilung und vor allem der Überwindung der deutschen Teilung. Sicher, es gibt die Gedenkstätten in Marienborn, es gibt Mödlareuth, es gibt das Mauermuseum in Berlin und es gibt noch einige wenige Stücke der Mauer in Berlin. Es gibt die Ausstellungen in einschlägigen Museen, wie dem Haus der Geschichte in Bonn und in Leipzig und im Deutschen Historischen Museum in Berlin. Hier wird an die Geschichte des geteilten Deutschland und die Vereinigung der beiden deutschen Staaten erinnert.

 

Und natürlich, es gibt den Tag der deutschen Einheit, der 3. Oktober, jedes Jahr in einem anderen Bundesland begangen, um den Föderalismus in Deutschland zu zeigen.

 

Andere Erinnerungsorte, wie das geplante Einheitsdenkmal in Berlin, die Wippe, wie das Denkmal oft despektierlich genannt wird, haben sich noch nicht realisieren lassen und von einem Einheitsdenkmal in Leipzig ist gar nicht mehr die Rede.

 

Ich bin der festen Überzeugung, dass das Grüne Band, über das wir gerade in Bad Alexandersbad diskutieren,  ein wichtiger kultureller Erinnerungsort für die Überwindung der deutschen Teilung ist und dass die kulturelle Besonderheit des Grünen Bandes noch viel stärker herausgestellt werden müsste.

 

Was sind die Chancen des Grünen Bandes als Erinnerungsort:

  • Es zieht sich durch ganz Deutschland, es ist zu sehen und doch ist es ein neuer, ein veränderter Ort.
  • Es ist eben nicht Stacheldraht und Grenzregime, sondern es ist ein Naturraum, der sich stetig verändert, so wie sich das Verhältnis zwischen West und Ost, zwischen Ost und West verändert.
  • Es macht anschaulich, macht greifbar, dass Deutschland zusammenwächst und zugleich Unterschiede bestehen bleiben.

 

Das Grüne Band lädt über die ehemalige Grenze hinweg zu einem Gespräch vor Ort ein: Wie haben die Bürgerinnen und Bürger die Teilung erlebt, wie erleben sie das vereinigte Deutschland? Was verbindet sie, was trennt sie, wie wird über das Grüne Band hinweg in den jeweils anderen Teil Deutschlands geschaut? Mit Freude, in Freundschaft? Oder mit Distanz und wenig Gesprächsbedarf?

 

Wie wird sich ausgetauscht, über die 40 Jahre getrennte und die 30 Jahre gemeinsame Geschichte? Welches Gewicht haben die getrennten und welches die gemeinsamen Erfahrungen?

 

Ich bin der festen Überzeugung, dass das Grüne Band einen besonderen Erinnerungsraum bietet, um sich über die Vergangenheit und vor allem über die Zukunft auszutauschen. Diese Chance sollte stärker genutzt und das Grüne Band als Kulturort erfahrbar werden. Als UNESCO-Natur- und Kulturerbe könnte das Grüne Band diese Kraft entfalten und weit über die unmittelbare geografische Region hinaus ausstrahlen.

 

Ich bin mir sicher, dass das Grüne Band gerade mit Blick auf die Kultur noch viele Potenziale hat und wir gut daran tun, diese Potenziale zu nutzen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 
Kulturerbe Fasching-Fastnacht-Karneval

 

Helau! Alaaf! schellt es bereits aus den Hochburgen der 5. Jahreszeit. Fasching-Fastnacht-Karneval ist bereits in vollen Gange. Die Narren wärmen sich schon auf für den Saison-Endspurt, der mit dem Straßenkarneval (Weiberfastnacht) am 20. Februar beginnt. Grund genug für Politik & Kultur die 5. Jahreszeit unter die kulturpolitische Lupe zu nehmen.

 

 

Programmtipp: Diskussion „Karneval ist Kultur“ im Kulturradio WDR3 am 23. Februar 2020

 

Im WDR 3 Forum diskutieren

  • Michael Euler-Schmidt, Kunsthistoriker, Germanist und Theaterwissenschaftler,
  • Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval,
  • Didi Jünemann, Gründungs- und Ensemblemitglied der Stunksitzung und
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber von Politik & Kultur

 

mit Moderator Michael Köhler ihre Perspektiven auf das Thema „Kulturerbe Fasching-Fastnacht-Karneval“.

 

Am Karnevalssonntag, dem 23. Februar 2020, von 18:04 – 19:00 Uhr wird die Diskussion im WDR 3 Forum ausgestrahlt.

 


 

Bitte um Hilfe! Deutscher Kulturrat braucht dringend neue Räume in Berlin

 

Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, braucht dringend neue Büroräume in Berlin. Zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen brauchen neue Büros. Schön wäre es, aber keine Bedingungen, wenn auch Raum vorhanden ist, der als Sitzungsraum nutzbar wäre. Wichtig ist eine verkehrsgünstige Lage innerhalb des S-Bahn-Rings.

 

Also z.B. in:

  • Charlottenburg
  • Friedrichshain
  • Kreuzberg
  • Mitte
  • Moabit
  • Neukölln
  • Prenzlauer Berg
  • Schöneberg
  • Tempelhof
  • Tiergarten
  • Wilmersdorf

 

Wir freuen uns über jeden Tipp. post@kulturrat.de

 


 

Kulturraum Europa – Kitt, der uns zusammenhält?

 

Aufzeichnung einer Diskussion aus der Reihe „Wortwechsel“ in Zusammenarbeit mit Deutschlandfunk Kultur zu Gast in der Italienischen Botschaft in Berlin.

 

Wo: Italienische Botschaft, Tiergartenstraße 22, 10785 Berlin
Wann: Dienstag, 18. Februar 2020, 18:30 Uhr

 

Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und am 21.02.2020 um 18:05 Uhr in der Reihe „Wortwechsel“ im Programm von Deutschlandfunk Kultur (89,6 MHz) ausgestrahlt.

 

Begrüßung: S.E. LUIGI MATTIOLO Botschafter der Republik Italiens in Deutschland DR. ANDREA DESPOT Direktorin, Europäische Akademie Berlin

 

Diskussion

 

  • MARION DÖRING Geschäftsführerin der Europäischen Filmakademie
  • DR. DIONYSIA-NIOVI KLAVDIANOU Sopranistin und Psychologin
  • GERRY WOOP Staatssekretär für Europa, Senatsverwaltung für Kultur und Europa
  • OLAF ZIMMERMANN Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats und Publizist

 

Moderation:

 

  • ANNETTE RIEDEL, Deutschlandradio 20:00 Uhr Ende der Diskussion und Umtrunk 21.00 Uhr Ende der Veranstaltung

 


 

Der kulturpolitische Text der Woche: „Tierischer Ernst – Der Nahe Osten steht in Flammen, aber Deutsche erregen sich über ein saumäßiges Oma-Liedchen“

 

„Ernst und Irrsinn liegen oft nah beieinander. Über die Jahreswende war die Aufregung bei uns wieder einmal groß – um ein harmloses Video. Diesmal nicht von Rezo, sondern vom Dortmunder Kinderchor des WDR. Den hatten Redakteure ein Quatschlied noch Oma-Umwelt-quatschiger singen lassen, klima-mäßig. Früher hätte man gesagt: „Das versendet sich.“ In Zeiten virtueller Dauerempörung nicht mehr. Senioren nebst selbsterklärter Altenversteher gingen auf die Barrikaden. Rechte nutzten die Vorlage, um wie üblich gegen die Öffentlich-Rechtlichen zu hetzen. Linke und Liberale konterten, Politiker mischten sich ein. Der Intendant kroch zu Kreuze, was ihm und dem WDR nicht half. Im Gegenteil. Nun protestierte auch noch der Redakteursrat gegen Selbstzensur. Verhandelt wurde zum x-ten Mal die Großfrage: Was darf Satire? In Deutschernstland im Zweifel: nichts“, schreibt der Journalist und Autorist Ludwig Greven.

 

Lesen Sie den ganzen Text hier.

 

 

 


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