9. Oktober 2020 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

KW 41: Badhamia utricularis, Fotowettbewerb "Zusammenhalt in Vielfalt - Jüdischer Alltag in Deutschland", Text der Woche, ...


... Corona-Krise: Was wird für die Kultur getan?, Neuerscheinung: Politik & Kultur Oktober 2020, Neuerscheinung: Guten Morgen! – Heimat & Nachhaltigkeit

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Badhamia utricularis ist ein ungewöhnliches Lebewesen. Ein Schleimpilz, der kein Pilz ist, sondern eine Plasmodial-Amöbe, ein einzelliges orange-gelbes Riesenetwas, das locker ein viertel Quadratmeter groß werden kann und das in unseren Wäldern auf abgestorbenem Holz gar nicht so selten zu finden ist.

 

In langsamen rhythmischen Kontraktionen bewegt sich dieser Einzeller über das tote Holz und überwuchert alles, was er verwerten kann. Welch faszinierender Anblick, absolut alltäglich, doch den meisten Menschen vollkommen unbekannt. Die Umwelt, die uns umgibt, unsere Heimat hat noch viele Geheimnisse, die gelüftet werden sollten.

 

Längst haben bildende Künstlerinnen und Künstler die Plasmodial-Amöben als künstlerische Herausforderung entdeckt und setzen den Organismus z. B.  in Kunstprojekten zur Entwicklung vernetzter Navigationsstrukturen ein. In den Kurzfilmen „Resilient Topographies“ und „The Physarum Experiments“ kann man diese Ideen verfolgen. Oder eine Gruppe schwedischer Tänzerinnen nutzt die amöbialen Bewegungen des Einzellers als Vorlage für ihre Chorografien.

 

Naturbildung, also das Erkennen der uns umgebenden Umwelt, ist auch eine Disziplin der Kunst. Schon allein deshalb ist die fast manische Trennung von Kultur und Natur in unseren Schulen und unseren Hochschulen Unsinn und gehört endlich überwunden.

 

Die Kooperation zwischen dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND) und dem Deutschen Kulturrat, über die in einem neuen Dossier berichtet wird, ist deshalb logisch und war überfällig.

Das Plasmodium von Badhamia  utricularis mit seinen ineinanderfließenden Plasmafortsätzen ist ein passendes Bild für Heimat, einer engen Verbindung zwischen Kultur und Natur. Nur erkennen müssen wir sie wollen.

 

Ihr
Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann


 

Heute Jahrestag des Anschlags von Halle, Gestern Vorstellung des Fotowettbewerbs „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ in der Bundespressekonferenz

 

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Initiative kulturelle Integration loben einen Fotowettbewerb mit dem Titel „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ aus. Der Deutsche Kulturrat ist Mitglied der Initiative kulturelle Integration.

 

Staatsministerin Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, betonte bei der Vorstellung: „75 Jahre nach der Shoah muss sich jüdisches Leben weiterhin in Freiheit und ohne Angst entfalten können. Mit dem Fotowettbewerb „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ wollen wir ein Zeichen der Solidarität und Verbundenheit setzen – ein Zeichen dafür, dass der Reichtum jüdischen Lebens in Deutschland Teil unserer gemeinsamen Identität und Geschichte ist.“

 

Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, hob bei der Vorstellung hervor: „Jüdisches Leben ist konstitutiver Teil unserer Geschichte und unserer Gegenwart. Es zeigt sich heute wieder kraftvoll und selbstbewusst. Das ist ein großes Glück für unser Land. Ich wünsche uns viele interessante und anregende Bilder, die Judentum in Deutschland in vielerlei Facetten sichtbar machen.“

 

Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, konstatierte: „Es wird höchste Zeit, in der Bevölkerung Berührungsängste und Vorurteile gegenüber Juden abzubauen und den Rechtsextremismus zurückzudrängen. Dazu muss die Gesellschaft auf allen Ebenen aktiv werden. Ein Jahr nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle brauchen wir einen neuen demokratischen Aufbruch.“

 

Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration, sagte zum Start des Fotowettbewerbs: „Zusammenhalt in Vielfalt“ titeln die 15 Thesen der Initiative kulturelle Integration, einem bislang einmaligen Bündnis aus Zivilgesellschaft, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Sozialpartnern, Medien, Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden. Unser Fotowettbewerb zum jüdischen Alltag in Deutschland lädt ein, die Vielfalt jüdischen Lebens in unserer Mitte zu zeigen und eine deutliche Stimme gegen Antisemitismus zu erheben.“

 

Infos zum Wettbewerb

  • Zeitraum: 08.10. bis 20.12.2020
  • Der Fotowettbewerb richtet sich an alle in Deutschland lebenden Menschen.
  • Preise: 1. Preis: 5.000 €, 2. Preis: 3.000 €, 3. Preis: 1.000 €, 4. bis 10. Preis: je 500 €
  • Auswahl durch unabhängige Jury
  • Prämierung mit Ausstellung Februar 2021
  • www.fotowettbewerb-juedischer-alltag.de

 

Text der Woche: Karin Prien „Erinnern, verstehen, gestalten – Jüdisches Leben in Deutschland sichtbarer machen“

 

Der furchtbare Anschlag auf die Synagoge in Halle an dem Tag, an dem die Juden ihren höchsten Feiertag Jom Kippur feiern, war auch ein Angriff auf unsere freie und offene Gesellschaft. Dieser Tag war eine Zäsur.

Zu lange haben manche fälschlich geglaubt – und auch ein wenig gehofft – Antisemitismus sei nur ein Problem weniger verstörter Menschen. Offensichtlich haben wir aus der Vergangenheit nicht gelernt und auch nicht genau genug hingehört. Denn Antisemitismus war immer da. Seine hässliche Fratze zeigt er unverhohlen in einer sich radikalisierenden Gesellschaft. Aber was hilft? Welche Strategien sind wirksam?

 

75 Jahre nach dem Ende der Shoah ist jüdisches Leben und jüdische Kultur in unserem Alltag noch immer viel zu wenig sichtbar. Das müssen wir ändern.

Karin Prien ist Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein.

 

Lesen Sie den Text hier!


 

Aktualisiert! Corona-Krise: Was wird für die Kultur getan?

 

Hier finden Sie Informationen zu den Maßnahmen des Bundes für Solo-Selbständige und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft.

 

Hier finden Sie zusätzlich eine aktuelle Übersicht der Programme „Neustart Kultur“ nach Bewerbungsfristen geordnet (Stand: 07.10.2020). Bitte beachten Sie, dass der Bewerbungsschluss für viele Maßnahmen zur Unterstützung pandemiebedingter Investitionen am 31.10.2020 endet.

 

Hier finden Sie Informationen zu den Maßnahmen der Europäischen Union im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

 

In den neuen „Kulturpolitischen Mitteilungen“ beschreibt Olaf Zimmermann den Start des Bundesprogramms „Neustart Kultur“: „Strukturell ist „Neustart Kultur“ so angelegt, dass das Hochfahren des Kulturbetriebs – und zwar insbesondere des nicht hauptsächlich öffentlich geförderten Kulturbetriebs – ermöglicht werden soll. Die Erwartung ist, dass hierdurch Aufträge für jene kulturwirtschaftlichen Akteure generiert werden, die nicht unmittelbar durch andere Förderprogramme adressiert werden. Ob diese Rechnung aufgeht, hängt von der Wirksamkeit der Förderinstrumente und den Geförderten selbst ab. Nur wenn tatsächlich Aufträge vergeben werden, können viele in der Kultur neu starten. Ein guter Anfang ist mit dem Programm gemacht. “

 

Lesen Sie den ganzen Artikel hier.


 

Neuerscheinung: Politik & Kultur Oktober 2020

 

Themen der Ausgabe:

  • Von analog zu digital?
    Kunst, Kultur und Gesellschaft zwischen Dingen und Daten
  • Corona vs. Kultur
    Keine Chance, sondern Bewährungsprobe: Die Arbeit an den „Baustellen“ im Kulturbereich muss jetzt fortgesetzt werden
  • Stiftung
    Wie ist es um die Stiftung Preußischer Kulturbesitz nach der Evaluation des Wissenschaftsrates bestellt?
  • Pressemedien
    Subventionsfalle? – Förderung von Printverlagen auch in Deutschland: 220 Millionen Euro für Zeitungen und Zeitschriften
  • Musik
    Zwischen Eichsfelder Leistungsmentalität und Kölscher Leichtigkeit: Wie prägt die Herkunft das musikalische Schaffen?

 


 

Neuerscheinung: Guten Morgen! – Heimat & Nachhaltigkeit

 

„Guten Morgen!“ – anstelle von „Gute Nacht“ – sagen sich im Dossier „Heimat & Nachhaltigkeit“ nicht nur Fuchs und Hase, sondern auch der Kultur- und Naturbereich.

 

Stellvertretend arbeiten der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der Deutsche Kulturrat seit Jahren eng zusammen. Klar ist, wenn es darum geht, nachhaltige Verhaltensweisen zu fördern und unsere Natur zu schützen, müssen wir als Gesellschaft vermehrt auf die erforderlichen kulturellen Kompetenzen schauen. Die Zusammenarbeit der zivilgesellschaftlichen Akteure aus Kultur und Natur gilt es, auszuweiten.

 

Das Dossier berichtet nicht nur über die bisherigen Projekte, sondern zeigt neue Lösungsansätze auf, wie ein Kulturwandel hin zu mehr nachhaltiger Entwicklung gelingen kann.

 


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