1. Oktober 2021 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

KW 39: Regierungsbildung und die Kultur; 1. Deutscher Kulturpolitikpreis an Josef Schuster, Neuerscheinung: Politik & Kultur Oktober, ...


... Zur Person ..., Zur Subskription: Diversität in Kulturinstitutionen, Thementag „Medienbild im Wandel: Jüdinnen und Juden in Deutschland“, Text der Woche

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

die Bundestagswahl ist gelaufen. Wie zu erwarten, haben wir keine klaren Mehrheitsverhältnisse. Die bereits laufenden Gespräche zwischen Bündnis 90/Die Grünen und der FDP werden darüber entscheiden, ob die SPD oder die Union den Kanzler stellen wird.

 

Erst die nächsten Wochen werden zeigen, welche Auswirkungen das Bundestagswahlergebnis auf den Kulturbereich hat. Aber man muss kein Prophet sein, um zu befürchten, dass kulturpolitische Fragen die Diskussion um die Regierungsbildung nicht im Kern beschäftigen werden.

 

Trotzdem kann unsere Forderung nach einer deutlichen Stärkung der Bundeskulturpolitik in der neuen Bundesregierung Wirklichkeit werden. Nicht nur weil SPD und Bündnis 90/Die Grünen sie versprochen haben und mindestens eine dieser beiden Parteien der nächsten Bundesregierung angehören wird, sondern weil die nächste Bundesregierung sehr wahrscheinlich aus drei Parteien bestehen wird und deshalb der altbekannte Regierungszuschnitt obsolet ist.

 

Die Einrichtung eines eigenständigen Bundeskulturministeriums ist in einer Dreierkoalition viel wahrscheinlicher, als sie in einer Zweierkoalition war.

Richtig ist, diese Bundestagswahl macht die Regierungsbildung schwer, aber auch interessant. Natürlich muss in den kommenden Jahren die Klimapolitik ein Schwerpunkt der neuen Regierung sein. Aber genauso gewiss ist, dass die neue Regierung ihre Klimaziele nur erreichen kann, wenn sie es schafft, einen kulturellen Wandel in der Bevölkerung zu befördern. Erfolgreiche Umweltpolitik, davon bin ich fest überzeugt, funktioniert nur in der Kombination mit erfolgreicher Kulturpolitik.

 

Wir müssen uns dafür einsetzen, dass die neue Regierung eine umfassende Kulturpolitik betreibt. Der Blick muss über das klassische Spielfeld der Bundeskultur hinaus geweitet werden.

 

Aber es geht auch weiterhin um die Setzung der Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur. Die ungelöste soziale Frage im Kulturbereich ist durch die Pandemie schmerzhaft sichtbar geworden. Über Kunst und Kultur schöne Reden zu halten, ist einfach, für die Künstlerinnen und Künstler, die Kultureinrichtungen und die Kulturwirtschaft etwas Nachhaltiges auf den Weg zu bringen, ist viel schwerer. Aber daran muss sich die Kulturpolitik in der nächsten Bundesregierung messen lassen.

 

Die Verhandlungen über den zukünftigen Koalitionsvertrag werden die Nagelprobe für den Kulturbereich sein. Hoffen wir, dass die Koalitionäre die Bedeutung der Kultur erkennen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

PS. Gabriele Schulz und ich haben die wichtigsten Kultur-Themen für die neue Regierung einmal aufgeschrieben: „Der Kulturbereich braucht schnell eine funktionierende Regierung„.


Erster Deutscher Kulturpolitikpreis des Deutschen Kulturrates an Dr. Josef Schuster verliehen

 

Das außerordentliche kulturelle wie kultur- und bildungspolitische Engagement und die stete Dialogbereitschaft mit anderen gesellschaftlichen Gruppen zeichnen die Präsidentschaft von Josef Schuster im Zentralrat der Juden in Deutschland aus. Daher wurde Dr. Josef Schuster gestern Abend in der Staatsbibliothek zu Berlin mit dem Deutschen Kulturpolitikpreises, den der Deutsche Kulturrat in diesem Jahr erstmals vergibt, ausgezeichnet.

 

Seit vielen Jahren ist Josef Schuster für den Zentralrat der Juden in Deutschland aktiv. 1999 trat er in das Präsidium ein, von 2010 bis 2014 war er Vizepräsident des Zentralrates. Am 30. November 2014 wurde Josef Schuster zum Präsidenten gewählt. Damit leitet er die wichtigsten Gremien des Zentralrates der Juden und vertritt die Organisation bei Gesprächen mit der Politik, den Medien und anderen Verbänden sowie mit Religionsgemeinschaften. Am 25. November 2018 wurde Josef Schuster erneut für vier Jahre gewählt. Zugleich ist Schuster Vizepräsident des World Jewish Congress und des European Jewish Congress. Seit 2020 ist er außerdem Mitglied im Deutschen Ethikrat mit den Schwerpunkten Medizinethik und ethische Fragen aus jüdischer Perspektive.

 

Am 20. März 1954 wurde Schuster in Haifa in Israel geboren, 1956 kehrten seine Eltern mit ihm in die väterliche Heimat Unterfranken zurück. Josef Schuster studierte Medizin in Würzburg und ließ sich dort 1988 als Internist mit einer eigenen Praxis nieder, die er bis 2020 führte.

 

Auch in seiner Heimatstadt Würzburg engagiert sich Josef Schuster seit vielen Jahren für die jüdische Gemeinschaft. Seit 1998 ist er Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg und Unterfranken. Ein Amt, welches bereits sein Vater David Schuster von 1958 bis 1996 ausgeübt hatte. Seit 2002 steht er als Präsident dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern vor.

 

In diesem Jahr wird insbesondere durch das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ein deutlicher Akzent auf die Vielfältigkeit des gegenwärtigen jüdischen Lebens in Deutschland gesetzt. Beim digitalen Festakt zur Eröffnung des Festjahres im Februar betonte Schuster in seinem Grußwort, wie wichtig es ist, Vorurteilen mit Wissen über das Judentum und Aufklärung über Antisemitismus entgegenzutreten: „Allein anhand lokaler Zeugnisse gibt es überall in Deutschland die Möglichkeit, sich über die deutsch-jüdische Geschichte zu informieren. Wir müssen jedoch leider feststellen, dass das Wissen in der Bevölkerung über die jüdische Vergangenheit und Gegenwart sehr gering ist. Mangelndes Wissen über eine bestimmte Gruppe von Menschen, vor allem über eine Minderheit, führt jedoch fast immer zu Vorurteilen. Dieses Phänomen mit all seinen schrecklichen Folgen zieht sich wie ein roter Faden durch die deutsch-jüdische Geschichte. Auch heute noch gilt: Selbst wer persönlich noch nie einen Juden getroffen hat, wer sich für das Judentum eigentlich gar nicht interessiert, kennt antisemitische Vorurteile. Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben – und sie halten sich umso besser, je weniger man über Juden weiß. Dagegen müssen wir angehen. Und zwar vor allem in den Schulen. Im Unterricht muss nicht nur mehr Wissen über das Judentum vermittelt werden, sondern auch verstärkt über Antisemitismus aufgeklärt werden. Wenn quer durch die Gesellschaft gezeigt wird, wie vielfältig jüdisches Leben ist, wenn Juden nicht länger als fremd empfunden werden, dann können wir erreichen, dass manches Vorurteil über Juden endlich ein für alle Mal verschwindet.“

 

Der Deutsche Kulturrat würdigte am 30. September Josef Schuster mit dem Deutschen Kulturpolitikpreis. Die Verleihung fand im Wilhelm-von- Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin statt. Nach der Begrüßung durch den Generaldirektor der Staatsbibliothek zu Berlin, Achim Bonte, und die Präsidentin des Deutschen Kulturrates, Susanne Keuchel, hielt die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin
Monika Grütters, die Laudatio.

 

Die  Preisverleihung wurde live auf allen Webseiten der ARD-Kulturprogramme: NDR Kultur, Bremen2, rbbKultur, MDR Kultur, WDR3, WDR 5, SWR 2, SR2, HR2, BR 2 und BR Klassik ausgestrahlt.


 

Politik & Kultur Oktober 2021 ist erschienen!

 

  • Nachhaltigkeit & Kultur
    In der Verantwortung: Was bedeutet die Klimakrise für die Kultur?
  • Bundestagswahl
    Nach der Wahl: Was bedeuten die Wahlergebnisse für die Kultur? Was wird sich jetzt in der Kulturpolitik ändern?
  • Corona versus Kultur
    Anderthalb Jahre in der Coronakrise: Wo stehen wir heute? – Einschätzungen und Berichte aus den Kulturinstitutionen
  • Hassrede
    Vom Falschzitat über Beleidigungen zu Drohungen: Digitale Gewalt hat viele Gesichter. Was tun gegen Hass im Netz?
  • Medien
    Nicht auf den ganz großen Wurf warten: Eine europäische Kommunikationsplattform ist gegenwärtig unrealistisch

 

Weitere Themen: Industriekultur, kulturpolitische Bilanz der 19. Wahlperiode, Kulturort Friedhof, digitale Kulturpolitik, Leiterinnerung, Burkina Faso: IT-Hochtechnologie, Stephan Erfurt im Porträt, Tanz in der DDR u.v.m.

 

  • Politik & Kultur ist die Zeitung des Deutschen Kulturrates. Sie wird herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.
  • Sie erscheint zehnmal jährlich und ist erhältlich in Bahnhofsbuchhandlungen, an großen Kiosken, auf Flughäfen und im Abonnement: Einzelpreis: 4,00 Euro, im Abonnement: 30,00 Euro (inkl. Porto), im Abonnement für Studierende: 25 Euro (inkl. Porto).
  • Die Ausgabe 10/21 von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „In der Verantwortung: Was bedeutet die Klimakrise für die Kultur?“ steht für Leserinnen und Leser des Newsletters hier als kostenfreies E-Paper (pdf-Datei) zum Herunterladen bereit.

Zur Person

 

Biesenbach wird Direktor der Neuen Nationalgalerie
Ab Januar 2022 wird Klaus Biesenbach die Neue Nationalgalerie und das Museum des 20. Jahrhunderts leiten. Der derzeitige Künstlerische Direktor des Museum of Contemporary Art in Los Angeles und langjährige Chefkurator des Museums of Modern Art in New York kehrt damit nach Berlin zurück.

 

Kuratorenduo übernimmt den Hamburger Bahnhof
Laut Beschluss des Stiftungsrates der Stiftung Preußischer Kulturbesitz übernimmt das Kuratorenduo Sam Bardaouil und Till Fellrath zum 1. Januar 2022 die Leitung des Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart in Berlin. Bardaouil und Fellrath sind Gründer der multidisziplinären kuratorischen Plattform „Art Reoriented“. Zudem sind sie 2022 Kuratoren der 16. Lyon Biennale und seit 2017 Assoziierte Kuratoren am Gropius Bau in Berlin.

 

Leiterinnen-Wechsel beim Jüdischen Museum Wien
Das Jüdische Museum Wien bekommt Mitte 2022 eine neue Leiterin. Barbara Staudinger wird die gegenwärtige Leiterin Danielle Spera ablösen. Das Jüdische Museum Wien bietet an zwei Standorten einen Überblick über Geschichte und Gegenwart des Judentums in Wien. Staudinger stammt aus Wien und ist seit 2018 Direktorin des Jüdischen Museums Augsburg.

 

Neue Vorsitzende für Preis der Leipziger Buchmesse
Mit vier neuen Mitgliedern startet die Jury des Preises der Leipziger Buchmesse in die neue Saison. Die Literaturkritikerin Insa Wilke übernimmt künftig den Vorsitz der Preisjury und löst damit turnusgemäß Jens Bisky ab. Als weitere neue Mitglieder der siebenköpfigen Jury wurden der Münsteraner Literaturprofessor Moritz Baßler, die Wissenschaftslektorin Miryam Schellbach und die Literaturjournalistin Shirin Sojitrawalla benannt. Anne-Dore KrohnAndreas Platthaus und Katharina Teutsch setzen ihre Arbeit fort.

 

Shortlist für den Deutschen Buchpreis veröffentlicht
Mit dem Deutschen Buchpreis 2021 zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen Roman des Jahres aus. Am 21. September wurde die Shortlist 2021 bekannt gegeben: Sechs Romane gehen in den Wettbewerb um den mit 25.000 Euro dotierten Preis. In die Endauswahl gekommen sind Norbert Gstrein mit „Der zweite Jakob“, Monika Helfer mit „Vati“, Christian Kracht mit „Eurotrash“, Thomas Kunst mit „Zandschower Klinken“, Mithu Sanyal mit „Identitti“ und Antje Rávik Strubel mit „Blaue Frau“. Die Preisverleihung findet am 18. Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt und wird live übertragen.

 

Neuer Intendant der Berliner Festspiele
Der Dramaturg, Kurator und Theaterleiter Matthias Pees wurde vom Aufsichtsrat der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin unter Vorsitz von Kulturstaatsministerin Monika Grütters zum neuen Intendanten der Berliner Festspiele berufen. Am 1. September 2022 wird er das Amt von Thomas Oberender, der die Berliner Festspiele seit 2012 leitet und zum Jahresende auf eigenen Wunsch ausscheidet, übernehmen.


 

Zur Subskription: Diversität in Kulturinstitutionen 2018-2020

 

Diversität in Kultureinrichtungen ist ein zentrales Thema. In diesem Band werden die Ergebnisse einer erstmaligen Befragung von bundesgeförderten Kultureinrichtungen und -institutionen zur Diversität in ihren Einrichtungen vorgestellt. Es geht darum, wie viele Frauen und Männer in den Einrichtungen arbeiten, wie die Altersstruktur der Beschäftigten aussieht, wie hoch der Anteil der Beschäftigten mit Migrationshintergrund ist und wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer Behinderung beschäftigt werden.

 

Weiter wird untersucht, wie divers das Publikum und das Programm sind. In abschließenden Handlungsempfehlungen wird aufgezeigt, was die Einrichtungen und was die Kulturpolitik leisten kann, um mehr Diversität zu ermöglichen.

 

Eckhard Priller, Malte Schrade, Gabriele Schulz & Olaf Zimmermann
Diversität in Kulturinstitutionen 2018-2020
Hg v. Olaf Zimmermann für die Initiative kulturelle Integration
ISBN 978-3-947308-34-7
104 Seiten

 

  • Bestellen Sie „Diversität in Kulturinstitutionen 2018-2020“ zum Subskriptionspreis von 9,60 Euro – noch bis zum 12.10.2021 portofrei. Die Auslieferung erfolgt am 13.10.2021.
  • Ab dem 13.10.2021 beträgt der Preis dann regulär 12,80 Euro. Dann ist die Studie auch über jede Buchhandlung lieferbar.

 

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07.10.2021: Thementag „Medienbild im Wandel: Jüdinnen und Juden in Deutschland“

 

Welches Bild von Jüdinnen und Juden in den deutschen Medien wird gezeigt? Hat sich dieses geändert? Diesen Fragen werden am Donnerstag, den 7. Oktober 2021 von 10.30 Uhr bis 14.30 Uhr ausgewiesene Expertinnen und Experten nachgehen. Zwei Tage vor dem Gedenktag an den Anschlag auf die Synagoge von Halle laden Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, der Zentralrat der Juden in Deutschland sowie die Initiative kulturelle Integration zum Thementag „Medienbild im Wandel: Jüdinnen und Juden in Deutschland“ ein.

 

Welches Bild von jüdischem Leben in Deutschland wird in Filmen und Fernsehen gezeichnet? Wie wird über Jüdinnen und Juden, über jüdisches Leben in Deutschland und über den Staat Israel berichtet? Wie wird sich mit dem Thema Antisemitismus in den Medien auseinandergesetzt? Sind es immer die anderen oder sind es die Medien selbst, die Stereotype transportieren und damit antisemitischen Haltungen Vorschub leisten? Und schließlich, welches Bild von Jüdinnen und Juden begegnet uns in Museen? Geht es vornehmlich um Erinnerung oder auch um das jüdische Leben heute?

 

Nach einem Gespräch über die Verantwortung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zwischen dem Vorsitzenden der ARD Tom Buhrow und der Tagungsmoderatorin Shelly Kupferberg sowie einem einführenden Vortrag der Filmwissenschaftlerin Dr. Lea Wohl von Haselberg diskutieren Esther Schapira und Richard C. Schneider, Dalia Grinfeld und Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel, Prof. Dr. Doron Kiesel und Christiane von Wahlert sowie Hetty Berg und Prof. Dr. Mirjam Wenzel vertiefend zu diesen Fragen. Das Resümee zieht der in Tel Aviv lebende Soziologe Prof. Dr. Natan Sznaider.

 

Die Tagung wird coronabedingt vor stark reduziertem Publikum stattfinden und als Livestream übertragen. Dieser kann auf der Webseite der Initiative kulturelle Integration sowie auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Kulturrates verfolgt werden.

 

Das vollständige Programm des Thementages finden Sie hier.


 

Text der Woche: Johann Michael Möller „Abschied von unserer Leiterinnerung: Im Schatten des Humboldt Forums findet ein Selbstentkernungsversuch statt“

 

Man reibt sich die Augen und versteht, warum von einem zweiten Historikerstreit die Rede ist. Wir erleben gerade, so kann man mit Sebastian Conrad zusammenfassen, wie das alte Erinnerungsregime der Bundesrepublik ersetzt wird durch ein neues. Nach dem Abschied von der Idee einer Leitkultur beginnt jetzt wohl auch der Abschied von unserer Leiterinnerung. Die das heute so freudig begrüßen, übersehen freilich, dass nicht mehr sehr viel bestand, was diesem Land nach der deutschen Katastrophe moralischen Halt und einen halbwegs verlässlichen Orientierungsrahmen geben konnte. Was im Schatten des Humboldt Forums gerade probiert wird, ist ein grandioser Selbstentkernungsversuch. Oder sollte man besser sagen: Auch das ist eine Art von Schadensabwicklung.

 

Johann Michael Möller ist Ethnologe und Journalist. Er war langjähriger Hörfunkdirektor des MDR.

 

Lesen Sie den Text hier!


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