23. September 2022 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

KW 38: Kultur-Handwerker fehlen: Einsparungen bei der Auswärtigen Kultur


Themen im Newsletter:

  1. Kultur-Handwerker fehlen: Einsparungen bei der Auswärtigen Kultur
  2. Jahresbericht 2021 des Deutschen Kulturrates
  3. Jürgen Dusel zu Gast bei Sprecherratssitzung des Deutschen Kulturrates
  4. Bénédicte Savoy erhielt Deutschen Kulturpolitikpreis
  5. Energiekrise – Kalter Winter für die Kultur? Jetzt nachhören
  6. Politik & Kultur 9/22
  7. Interview der Woche: „Die Glitzerzeit ist vorbei“ Sonia Simmenauer im Gespräch über Fachkräftemangel in der Kultur
  8. Was auch noch war: zu Ehren Wolfgang Hubers
  9. Zum Schluss: Brot und Salz, Gott erhalt’s

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Kulturpolitik ist hauptsächlich Handwerk. Doch Handwerk kann schmutzig machen und hat wenig Glamour. Die Arbeit der kulturpolitischen Handwerker ist nicht besonders angesehen. Der Kulturbereich hat doch so viele schöne, glitzernde Seiten zu bieten, warum soll man sich dann die Hände schmutzig machen.

 

Die Medien tragen einen gehörigen Anteil daran, dass die kulturpolitische Kärrnerarbeit eher verpönt ist. Wer von den Feuilletons wahrgenommen werden will, muss Bilder erzeugen und möglichst pathetische Auftritte absolvieren. Kulturpolitisches Handwerk wird von den Medien nur selten bemerkt.

 

Viele wichtige kulturpolitische Baustellen brauchen aber dringend mehr kulturpolitische Handwerker. Zu nennen sind die Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Weiterentwicklung des Humboldt Forums, der Ausbau des Bundesarchivs mit Entwicklung des ehemaligen Geländes der Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR zu einem zeitgemäßen Museum, die umfänglichen Kulturgutschutzmaßnahmen in der Krise – von der Priorisierung von Kulturgut, das im extremen Notfall in Sicherheit gebracht wird, bis zum Auflösen des energetischen Investitionsstaus in vielen Kultureinrichtungen. Und natürlich die Entwicklung der neuen Milliarde schweren Energiefonds zur Unterstützung von Kulturorten in der Gas- und Stromnotlage in diesem Winter. Ebenso wie die ins Stocken geratene Großbaustelle zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Künstlerinnen und Künstler.

 

Immer stehen Bund und Länder bei diesen kulturpolitischen Großbaumaßnahmen in gemeinsamer Verantwortung. Und auch wir als Vertreter der organisierten Zivilgesellschaft stehen in Mitverantwortung.

Besonders deutlich wird, dass kulturpolitische Handwerker fehlen, gerade in der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Massive Kürzungspläne im Auswärtigen Amt betreffen das Goethe-Institut, den Deutschen Akademischen Austauschdienst, aber auch kleine, extrem wichtige Initiativen, wie die Webseite qantara.de. Qantara hat sich in den letzten Jahren zu einer zentralen Plattform des Austauschs zwischen dem Westen und der arabischen Welt entwickelt. Ein kulturelles Juwel! Gerade jetzt, in diesen Krisenzeiten bei der auswärtigen Kulturpolitik zu sparen, ist ein kapitaler handwerklicher Fehler.

 

Um im Bild des Handwerkes zu bleiben, für die vielen Kultur-Baustelle brauchen wir noch mehr Handwerker, die bereit sind, sich die Hände schmutzig zu machen.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Jahresbericht 2021 des Deutschen Kulturrates

 

Jedes Jahr veröffentlicht der Deutsche Kulturrat e.V. einen Jahresbericht, um einen Einblick u.a. in die Arbeitsschwerpunkte, die Beratungsfunktion, die Veranstaltungen, die Öffentlichkeitsarbeit, die Projekte und die Mitarbeiterstruktur zu geben.

 

 


 

3. Jürgen Dusel zu Gast bei Sprecherratssitzung des Deutschen Kulturrates

 

Am Mittwoch, den 21. September hat unser Sprecherrat in Berlin getagt. Zu Gast war der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel. Vielen Dank für den spannenden Austausch.

 

Wir haben eine gemeinsame Veranstaltungsserie im Kleisthaus vereinbart, in der gezeigt werden soll, welche Probleme es für die Teilhabe von Menschen mit Einschränkungen im Kulturbereich gibt und wie sie aufgehoben werden können. In den Blick genommen werden Fragen Zugangs zu Kultureinrichtungen (barrierefreie Tickets, Barrieren in den Bauten, Induktionsschleifen usw.), Zugang zu Kultur-Ausbildung, Zugang zum Kultur-Arbeitsmarkt. Zum Abschluss unserer Veranstaltungsreihe werden wir gemeinsames Papier „Teilhabeempfehlungen für den Kulturbereich“ vorstellen.

 


 

4. Bénédicte Savoy erhielt Deutschen Kulturpolitikpreis

 

Am Mittwoch, den 21. September 2022 hat der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, den Deutschen Kulturpolitikpreis an Prof. Dr. Bénédicte Savoy verliehen.

 

Mit der Auszeichnung wurde das außerordentliche wissenschaftliche wie kulturpolitische Engagement mit Blick auf den Kunstraub und die Restitution von Kulturgut, das die Arbeit von Prof. Dr. Bénédicte Savoy auszeichnet, gewürdigt. Besondere Verdienste hat sie sich mit ihrem nachdrücklichen Einsatz für die Rückgabe von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten im In- und Ausland erworben.

 

Die Preisverleihung fand im Wilhelm-von-Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin statt. Nach der Begrüßung des Generaldirektors der Staatsbibliothek zu Berlin, Prof. Dr. Achim Bonte, würdigte der Präsident des Deutschen Kulturrates, Prof. Christian Höppner, das wegweisende Engagement von Prof. Dr. Bénédicte Savoy. Die Laudatio hielt der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. Christoph Markschies.

 

 


 

5. Energiekrise – Kalter Winter für die Kultur? Jetzt nachhören

 

Energieknappheit, klamme öffentliche Kassen, das Dauerthema Corona: Was kommt auf Kulturakteure und Kulturveranstalter in diesem Winter zu? Und mit welchen Ideen stemmen sie sich dagegen? Darüber sprach Harald Asel mit seinen Gästen am Montag, den 12. September 2022 im Friedrichstadt-Palast Berlin.

 

Mit:

 

  • Uwe Lübking, zuständig für Arbeitsmarktpolitik | Kultur | Bildung | Sport bei Deutscher Städte- und Gemeindebund
  • Laura Neugebauer, Vorsitzende im Ausschuss für Kultur und Europa im Berliner Abgeordnetenhaus
  • Berndt Schmidt, Intendant und Geschäftsführer des Friedrichstadtpalastes
  • Menekse Wenzler, stellvertretende Direktorin und Verwaltungsdirektorin der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

 

Moderation Harald Asel.

 

 

Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturrates und des Friedrichstadt-Palast Berlin, zusammen mit rbb24 Inforadio.

 

Weitere tagesaktuelle Informationen zum Thema finden Sie hier!

 


 

6. Politik & Kultur 9/22

 

Themen der Ausgabe 9/22:

 

  • Der Fall documenta fifteen
    Macht die Postkolonialismusdebatte für Antisemitismus blind?
  • Energiekrise
    Der Kulturbereich steht vor dem dritten Ausnahmewinter: Welche Auswirkungen sind bereits abzusehen? Braucht es Notfallpläne für die Kultur?
  • Kleine Fächer
    In Gefahr?: Wie ist es um kleine Fächer an deutschen Hochschulen bestellt? Wo wird der Rotstift angesetzt? Welche Probleme gibt es?
  • Osteuropa
    Im Widerstand: Belarussische Künstler zeigen politische Kunst in Leipzig, ukrainische Schriftsteller arbeiten am Literaturarchiv Marbach.
  • Medien
    Starke und unabhängige Gremien als staatsferne Kontrolleure: Finanzierung und Unabhängigkeit der Rundfunkräte verbessern.

 

Ausblick: Politik & Kultur 10/22

 

In der Oktober-Ausgabe widmet Politik & Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates, dem Thema „Archäologie“ einen ausführlichen Schwerpunkt. Fragen, mit denen wir uns im genannten Schwerpunkt befassen werden, sind unter anderem: Was kennzeichnet Archäologie heute? Welche Rolle spielt Archäologie aktuell in Deutschland? Wie wird man Archäologe bzw. Archäologin? Welche Bedeutung hat Archäologie in der Kulturpolitik? u.v.m.

 

  • Tagesaktuelle Informationen, Interviews, Rezensionen und vieles mehr zur Kulturpolitik finden Sie auch auf politikkultur.de.

 


 

7. Interview der Woche: „Die Glitzerzeit ist vorbei“ Sonia Simmenauer im Gespräch über Fachkräftemangel in der Kultur

 

Gut ausgebildete Arbeitskräfte zu finden, ist immer schwerer. Der Fachkräftemangel ist spätestens seit dem Fortschreiten der Pandemie auch im Kulturbereich angekommen. Die Konzertagentin und Impresariatsinhaberin Sonia Simmenauer berichtet im Gespräch mit Theresa Brüheim von ihren Erfahrungen, Herausforderungen und Zukunftswünschen.

 

Theresa Brüheim: Frau Simmenauer, Sie sind Konzertagentin und seit über 30 Jahren selbständig mit Ihrem Impresariat. Wie hat sich Ihre Tätigkeit in diesem Zeitraum verändert?

 

Sonia Simmenauer: Die Tätigkeit ändert sich nicht wirklich. Aber die Welt ändert sich. Dadurch werden manche Sachen wichtiger und andere treten in den Hintergrund – was uns jetzt auf die Füße fällt.

 

Welche positiven und auch welche negativen Entwicklungen haben Sie in dieser Zeit beobachtet?

 

Wir haben die Jahrzehnte des aus dem Vollen schöpfen hinter uns. Als ich vor 40 Jahren in der Branche angefangen und vor bald 34 Jahren meine Firma aufgebaut habe, war die Musikwelt komplett überschaubar.

 

Sonia Simmenauer ist Konzertagentin und Inhaberin des Impresariats Simmenauer. Theresa Brüheim ist Chefin vom Dienst von Politik & Kultur.

 

 


 

8. Was auch noch war: zu Ehren Wolfgang Hubers

 

Am Montag, den 19. September hat zeitzeichen im Weißen Saal in Berlin seinen Gründungsherausgeber Prof. Dr. Wolfgang Huber gewürdigt, der anlässlich seines kürzlich gefeierten 80. Geburtstag aus dem Herausgabekreis ausgeschieden ist.

 

Die Laudatio auf Prof. Dr. Wolfgang Hubert durfte ich als neuer Mitherausgeber von zeitzeichen halten.

 

 


 

9. Zum Schluss: Brot und Salz, Gott erhalt’s

 

Der Präsident des Deutschen Kulturrates, Prof. Christian Höppner, überreicht mir Brot und Salz zum Einzug in unsere neuen Büroräume.

 


Copyright: Alle Rechte bei Deutscher Kulturrat

Adresse: https://www.kulturrat.de/presse/kulturpolitischer-wochenreport/38-kw-2022/