7. Juni 2024 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

23. KW: Berlin ist nicht Weimar


  1. Berlin ist nicht Weimar
  2. Demokratie sichern: Schwerpunkt in Politik & Kultur 06/2024
  3. JaAberUnd Online-Diskussion: „KI in der Kultur: Heilsbringer oder Dystopie?“
  4. Aufruf des Deutschen Kulturrates zu den Wahlen 2024
  5. Empfehlung: Diskussion „Ein Ziel, viele Wege! Klimaschutz in der Zivilgesellschaft“ auf dem Zukunftsgipfel Klima-Engagement
  6. Hörtipp: Nachhaltigkeit heißt Kulturwandel
  7. Zur Person…
  8. Nachruf auf Bernhard Freiherr von Loeffelholz
  9. Text der Woche: „Wie in der DDR? Über kommunikative Waffen im Meinungsstreit“ von Johann Hinrich Claussen
  10. Zum Schluss

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wohl vor kaum einer Wahl in der Geschichte der Bundesrepublik wurden so viele Wahlaufrufe gestartet wie vor der anstehenden Europawahl, den Kommunalwahlen in neun Bundesländern und den Landtagswahlen in den drei ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen.

 

Unternehmensvertreterinnen und -vertreter unterstreichen, wie wichtig der europäische Einigungsprozess ist, dass Deutschland Zuwanderung braucht und Vielfalt ein Gewinn für dieses Land ist. Gewerkschaften positionieren sich unmissverständlich und verdeutlichen, dass Betriebe wichtige erste Orte der Integration sind. Sie machen darauf aufmerksam, dass das Betriebsverfassungsgesetz das Wahlrecht für ausländische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schon vorsah, als andernorts noch von Gastarbeitern gesprochen wurde. Sportvereine zeigen sich besorgt, dass ihre Gremien von Rechtsextremisten unterwandert werden und überlegen, wie sie dem entgegenwirken können. Die Kirchen erklären, dass ein AfD-Mandat und eine Mitgliedschaft in kirchlichen Gremien unvereinbar sind, da die Würde des Menschen unantastbar ist.

 

Bekannte Persönlichkeiten schließen sich zusammen und formulieren Aufrufe (z.B. Wählen gehen – Demokratie und Freiheit sichern!), mit denen sie für die freiheitliche Demokratie werben. Große Verbände starten Aufrufe (Gemeinsamer Appell zur Europawahl:
Europa muss zukunftsfähig, solidarisch und vielfältig bleiben!“)

 

Bündnisse werden gebildet, um insbesondere die Akteure vor Ort zu stärken (z.B. Die Vielen und Zusammen für Demokratie).

 

Und natürlich hat auch der Deutsche Kulturrat einen Aufruf verfasst: Wählen gehen und die demokratischen Parteien wählen!

 

Dies alles zeigt, Berlin ist nicht Weimar, es gibt viele demokratische Kräfte, die für die freiheitliche Demokratie eintreten und in einer modernen Gesellschaft leben wollen.

 

Damit das so bleibt, gehen Sie bitte am Sonntag wählen!

 

Ihr

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Demokratie sichern: Schwerpunkt in Politik & Kultur 06/2024

 

Bei der Tagung der Initiative kulturelle Integration am 15.05.2024 zum Thema „Demokratie sichern: Zusammenhalt in Vielfalt leben“ gab es wichtige Beiträge von Vertreterinnen und Vertretern der Politik und der Zivilgesellschaft, von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden, Religionsgemeinschaften, Medien u. a. Einige der Referentinnen und Referenten kommen auch in der aktuellen Ausgabe von Politik & Kultur zu Wort, dazu weitere Vertreter, z. B. des Bibliotheksbereichs oder der Soziokultur. Die Beiträge zum Thema finden Sie auf den Seiten 115 bis 27.

 

Autorinnen und Autoren des Schwerpunktes sind:

 

 

  • Die aktuelle Ausgabe von Politik & Kultur kann hier im Online-Shop bestellt werden.

 


 

3. JaAberUnd Online-Diskussion: „KI in der Kultur: Heilsbringer oder Dystopie?“

 

Im Rahmen des Digitaltags 2024 veranstaltet der Deutsche Kulturrat heute von 16:00  17:00 Uhr eine Online-Diskussion zum Thema: „KI in der Kultur: Heilsbringer oder Dystopie?“.

 

Es diskutieren:

 

  • Matthias Hornschuh, Filmkomponist, Sprecher der Kreativen in der Initiative Urheberrecht
  • Leslie Malton, Schauspielerin, 1. Vorsitzende des BFFS
  • Maren Raabe, Leiterin Politische Kommunikation von game – Verband der deutschen Games-Branche
  • Dr. Robert Staats, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der VG Wort
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Herausgeber von Politik & Kultur

 

  • Moderation: Barbara Haack

 

Melden Sie sich jetzt noch hier für die Online-Veranstaltung an.

 

Hinter dem Digitaltag steht die Initiative „Digital für alle“. Das Bündnis von mehr als 25 Organisationen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Wohlfahrt und öffentliche Hand vereint ein gemeinsames Ziel: digitale Teilhabe in Deutschland zu fördern. Der Deutsche Kulturrat gehört der Initiative auch an.

 


 

4. Aufruf des Deutschen Kulturrates zu den Wahlen 2024

 

Am Sonntag wird in der EU ein neues Europäisches Parlament gewählt. Gemeinsam mit sieben Dachverbänden aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen hat der Deutsche Kulturrat in einem Statement zur Europawahl an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, sich für ein zukunftsfähiges, solidarisches und vielfältiges Europa einzusetzen.

 

Neben den Europawahlen stehen in diesem Jahr in neun Bundesländern Kommunalwahlen an und in drei Bundesländern wird ein neuer Landtag gewählt. In einem Wahlaufruf hat der Deutsche Kulturrat die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgefordert, wählen zu gehen und keine Partei zu wählen, die das Ziel hat, die Demokratie abzuschaffen. Der Aufruf gilt für alle Wahlen in diesem Jahr!

 

 


 

5. Empfehlung: Diskussion „Ein Ziel, viele Wege! Klimaschutz in der Zivilgesellschaft“ auf dem Zukunftsgipfel Klima-Engagement

 

Datum: Dienstag, 18. Juni 2024
Uhrzeit: 14:30 – 16:00 Uhr

Ort: ufaFabrik Tempelhof (Viktoriastraße 10-18, 12105 Berlin)
Veranstalter: BBE

 

Um Klimaschutz als Politikfeld erfolgreich zu etablieren, braucht es Rückhalt aus der Zivilgesellschaft. Laut der aktuellen ZiviZ-Studie beschäftigt sich bisher jedoch nicht mal die Hälfte aller Vereine und Verbände mit dem Thema. Das wirft die Frage auf, wie Klimaschutz in der Breite der Zivilgesellschaft verankert werden kann, damit auch gesamtgesellschaftlich mehr Wirkung erzielt werden kann. Um der Antwort auf die Spur zu kommen, laden wir Akteure und Akteurinnen aus unterschiedlichen Engagementfeldern ein, uns einen Einblick in ihre Strategien für mehr und besseren Klimaschutz zu geben.

 

Im Gespräch sollen sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten auf dem Weg in eine klimafreundlichere Zukunft beleuchtet werden. Es diskutieren n.a.:

 

  • Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbands
  • Tobias Pforte-von Randow, stv. politischer Geschäftsführer Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
  • Verena Bentele, Vizepräsidentin Deutscher Olympischer Sportbund & Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland e.V.
  • Dr. Lars Grotewold, Leiter Bereich Klimaschutz Stiftung Mercator
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

 

  • ModerationJana Rückert-John, Professorin für Soziologie

 

Die Diskussion findet im Rahmen des Zukunftsgipfel Klima-Engagement 2024 statt.

 

  • Das ganze Programm des Zukunftsgipfel Klima-Engagement 2024 finden Sie hier.
  • Hier können Sie sich für den Zukunftsgipfel Klima-Engagement anmelden. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.

 


 

 

6. Hörtipp: Nachhaltigkeit heißt Kulturwandel

 

Wenn wir den Klimawandel eindämmen wollen, bedarf es eines einschneidenden Kulturwandels hin zu einer Kultur der Nachhaltigkeit. Die Vereinten Nationen haben diesen ökonomischen, sozialen und politischen Transformationsprozess in 17 Nachhaltigkeitsziele übersetzt, die internationale Handlungsmaßstäbe für alle gesellschaftlichen Bereiche setzen. 2015 sind sie als Agenda für 2030 formuliert worden.

 

Was bedeutet es für unsere Lebenskultur, diese Ziele umzusetzen? Wie kann der Wandel zu einer Kultur der Nachhaltigkeit aussehen? Wo muss kulturelle Veränderung ansetzen? Darüber haben wir am Montag, den 3. Juni 2024 auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Green Culture Festivals diskutiert.

 

Die Diskussion knüpfte an Debatten an, die von BUND und Deutschem Kulturrat initiiert und unter dem Titel „Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit. Wie der Kultur- und Naturbereich gemeinsam die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen können“ als Buch veröffentlicht worden sind.

 

Die Diskussion wurde von Deutschlandfunk Kultur mitgeschnitten und wird am Sonntag, den 9. Juni 2024 in der Sendung „Diskurs“, von 01:05 bis 02:00 Uhr auf Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt. Danach ist die Sendung in der Mediathek des Deutschlandfunks abrufbar.

 


 

7. Zur Person…

 

Preisträgerinnen der Goethe-Medaille 2024 stehen fest
Die Goethe-Medaille 2024 geht an die literarische Übersetzerin und Dolmetscherin Claudia Cabrera aus Mexiko, an die Kunstwissenschaftlerin und Kulturmanagerin Iskra Geshoske aus Nordmazedonien und an Carmen Romero Quero, die Gründerin und Leiterin des Theaterfestivals „Teatro a Mil“ aus Chile. Die Goethe-Medaille wird seit 1955 einmal im Jahr durch das Goethe-Institut an Persönlichkeiten verliehen, die sich in besonderer Weise um die Vermittlung der deutschen Sprache sowie den internationalen Kulturaustausch verdient gemacht haben.

 

Natan Sznaider erhält Gerstenmann-Friedenspreis 2024
Der Soziologie Natan Sznaider wurde mit dem Friedenspreis 2024 der „Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung“ in Frankfurt am Main geehrt. Der Preis würdigt literarische, publizistische und kulturelle Bemühungen um den Frieden. Wie die Stiftung mitteilte, gelte die Auszeichnung insbesondere Sznaiders Veröffentlichungen über „kosmopolitisches Holocaust-Gedenken“ und die Erinnerungskonkurrenz von Holocaust und Kolonialismus. Er wurde 1954 in Mannheim als Sohn polnischer Holocaust-Überlebender geboren und lehrte von 1994 bis 2023 Soziologie und Soziologie des Holocausts an der Akademischen Hochschule Tel Aviv.

 

Neuer Präsident und Vizepräsident der Akademie der Künste gewählt
Auf ihrer 62. Mitgliederversammlung in Berlin hat die Akademie der Künste mit großer Mehrheit den Komponisten Manos Tsangaris zum Präsidenten und den Architekturpublizisten Anh-Linh Ngo zum Vizepräsidenten gewählt. Mit der Wahl der neuen Führungsspitze endet satzungsgemäß die jeweils neunjährige Amtszeit von Jeanine Meerapfel als Akademie-Präsidentin und von Kathrin Röggla als Vizepräsidentin. In einem Pressegespräch stellten sich Präsident und Vizepräsident im Akademie-Gebäude bereits vor.

 

Kulturlichter-Preis 2023/24
Die drei Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Preises für kulturelle Bildung „KULTURLICHTER“ 2023/24 stehen fest: Den „Preis des Bundes“ erhielt das Projekt „Maqam – Arabischsprachiges Lied“, ein Blended-Learning-Projekt des Pierre Boulez Saals aus Berlin. Daneben wurde das Projekt „Der Garten der Erinnerungen“ des Integrationshauses Köln mit dem „Preis der Länder“ ausgezeichnet. Der Preis des Publikums ging an die Münchner Symphoniker für das Projekt „Opernglas war gestern – MSY goes VR“. Der Kulturlichter-Preis hat das Ziel, Projekte und Ideen, die digitale Instrumente in der kulturellen Bildung und der Kulturvermittlung innovativ einsetzen, zu fördern.

 

Alfred-Kerr-Darstellerpreis geht an den Schauspieler Nikita Buldyrski
Der Schauspieler Nikita Buldyrski wurde für seine Rolle in der Inszenierung „Die Hundekot-Attacke“ des Theaterhauses Jena mit dem Alfred-Kerr-Darstellerpreis ausgezeichnet. Der gebürtige Russe ist seit der Spielzeit 2022/23 Ensemblemitglied am Theaterhaus Jena, zuvor spielte er in Bochum. Der Alfred-Kerr-Darstellerpreis würdigt die herausragende Leistung einer jungen Schauspielerin oder eines jungen Schauspielers in einer der zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen. In der Vergangenheit ging die Auszeichnung u. a. an August Diehl, Fritzi Haberlandt und Devid Striesow.

 


 

8. Nachruf auf Bernhard Freiherr von Loeffelholz

 

Fast 90-jährig ist der Kunstförderer Bernhard Freiherr von Loeffelholz verstorben. Bernhard von Loeffelholz war nach seinem Volkswirtschaftsstudium zunächst Wissenschaftlicher Referent, dann Geschäftsführer der Europäischen Vereinigung für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (1961-1968) und setzte sich hier für den europäischen Einigungsprozess ein. Von 1968 bis zu seiner Pensionierung war er bei der Dresdner Bank, zuletzt als Geschäftsführender Vorstand der Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler und der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank.

 

Bernhard von Loeffelholz war ein „Strippenzieher“ im besten Sinne. Als Vorsitzender des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI stieß er kulturpolitische Debatten an, er gründete den Arbeitskreis Kunst- und Kulturstiftungen, der heute beim Bundesverband Deutscher Stiftungen angesiedelt ist.

 

Er rief zahlreiche Initiativen und Stiftungen ins Leben. Mit seiner stets freundlichen, menschlichen, verbindlichen und zugleich zielgerichteten Art fiel es ihm nicht schwer, Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen. Auf ihn geht beispielsweise die Wiederbelebung des Festspielhauses Hellerau zurück, in dem die William Forsythe Company eine neue Heimat fand. Der Sachverstand von Bernhard von Loeffelholz wurde in vielen Gremien geschätzt, in die er berufen wurde oder die er selbst ins Leben gerufen hat. Dabei hat er sich selbst stets in die Pflicht genommen.

 

Im Zentrum seines Wirkens stand immer, der Kunst und der Kultur die Aufmerksamkeit, die Wirkung und die Anerkennung zu verleihen, die ihr zukommt. Für sein spartenübergreifendes kulturpolitisches Wirken hat ihm der Deutsche Kulturrat im Jahr 2002 den Kulturgroschen des Deutschen Kulturrates verliehen.

 


 

9. Text der Woche: „Wie in der DDR? Über kommunikative Waffen im Meinungsstreit“ von Johann Hinrich Claussen

 

Die diesjährigen Landtagswahlen in östlichen Bundesländern könnten nicht zuletzt von der Durchschlagskraft einer Floskel bestimmt werden. Da sie ein Symptom ost-westdeutscher Verständigungsprobleme ist, lohnt eine genauere Betrachtung. Die Floskel lautet: „Das ist ja wie in der DDR.“ Was wird mit ihr ausgesagt? Und wozu wird sie benutzt?

 

Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland

 

  • Lesen Sie den ganzen Beitrag hier.

 


 

10. Zum Schluss

 

Am 03. & 04. Juni 2024 fand im Park Sanssouci in Potsdam das Green Culture Festival statt. Die Green Culture Anlaufstelle hat das gelungene politische Festival organisiert.

 


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