25. Juni 2021 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

KW 23: Wahlversprechen, Was tun gegen Hassrede im Netz?, Kulturveranstaltungen trotz Corona – Registrierung für Sonderfondsmittel läuft, ...


... Wanderausstellung des Fotowettbewerbs „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ ist gestartet, Text der Woche, Rezension, P&K: Science-Fiction zwischen Utopie und Dystopie

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

der geplante Etat von Kulturstaatsministerin Monika Grütters MdB für 2022 wächst noch einmal deutlich. Die Aufgaben ihres Amtes, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), haben nicht erst in der Pandemie enorm zugenommen. Das BKM ist seit seiner Gründung 1998 kontinuierlich gewachsen. Sein Erfolg hat es im wahrsten Sinne des Wortes groß gemacht.

 

Längst platzt das BKM, als Oberste Bundesbehörde im Bundeskanzleramt, aus allen Nähten. Jeder, der sich nur etwas auskennt, weiß, dass es so nicht weitergehen kann und trotzdem veranstalten die Parteien im Wahlkampf einen Eiertanz um die Frage, ob sie nach der Bundestagswahl ein eigenständiges Bundeskulturministerium einrichten wollen.

 

Immer dieselben Floskeln in den Wahlprogrammen, wie wichtig die Kultur sei, ohne aber eine konkrete Aufwertung der Kultur auf der Bundesebene gestalten zu wollen.

 

Alle, die immer noch sagen, dass die Länder alleine für die Kultur verantwortlich sind, hätten die 6,5 Milliarden Euro Sonderunterstützung des Bundes für den von der Pandemie tief getroffenen Kulturbereich, folgerichtig zurückweisen müssen. Zukunftsfähige Kulturpolitik geht aber nur zusammen: Bund, Länder, Kommunen und Zivilgesellschaft. Das hat die Pandemie noch einmal überdeutlich gemacht. Warum lernen wir nicht daraus?

 

Ich bin gespannt, ob die Kanzlerkandidatin und die Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz noch vor der Wahl Klarheit schaffen, ob sie nach der Wahl die Kulturpolitik des Bundes strukturell verändern wollen.

 

Kulturelle Prosa in den Wahlprogrammen helfen nicht weiter, es zählen nur Fakten!

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
Twitter: olaf_zimmermann

 


 

Was tun gegen Hassrede im Netz? Online-Talk der Initiative kulturelle Integration und des Deutschen Kulturrates zum Digitaltag 2021

 

Wo liegen die Grenzen der Meinungsfreiheit im Netz?
Wie wird mit Hassrede im Internet umgegangen?
Welche Verantwortung kommt den Plattformbetreibern, aber auch der Politik zu?
Wie wird Prävention geleistet?
Wie ist das Netzwerkdurchsetzungsgesetz dabei zu beurteilen?

 

  • Die Diskussion kann hier auf YouTube nachgesehen werden.

 

Unsere Gäste waren:

 

  • Alexandra Koch-Skiba, eco Verband der Internetwirtschaft
  • Sina Laubenstein, Neue deutsche Medienmacher*innen
  • Lutz Mache, Google Deutschland
  • Olaf Zimmermann, Deutscher Kulturrat und Initiative kulturelle Integration

 

  • Moderation: Barbara Haack

 

Weitere Informationen zu unseren Gästen finden Sie hier.

 


 

Kulturveranstaltungen trotz Corona – Registrierung für Sonderfondsmittel läuft

 

Die Registrierungsmöglichkeit für Mittel aus dem Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen besteht seit 15.06.2021.

 

Mit dem Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen sollen Kulturveranstalter ermutigt werden, Veranstaltungen zu planen und vertragliche Verpflichtungen einzugehen, auch wenn die Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie voraussichtlich nicht kostendeckend bzw. mit Gewinn durchgeführt werden können. Das gilt für öffentliche und öffentlich-geförderte Veranstaltungen, bei denen die öffentliche Förderung nur einen Teil der Kosten deckt und die Deckungslücke durch Eintrittsgelder erwirtschaftet werden muss. Das trifft auf privatwirtschaftliche Veranstalter zu, die die gesamten Kosten aus Eintrittsgeldern finanzieren und als Unternehmen einen Gewinn erwirtschaften müssen. Für den Fonds stehen bis zu 2,5 Milliarden Euro Fördermittel des Bundes bereit.

 

 


 

Die Reise beginnt! Wanderausstellung des Fotowettbewerbs „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ ist gestartet

 

Die zehn prämierten Bilder des Fotowettbewerbs „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ der Initiative kulturelle Integration werden in den nächsten Monaten an vielen verschiedenen Orten in Deutschland zu sehen sein.

 

Knapp 30 Einrichtungen, von kommunalen und Landesverwaltungen über Bibliotheken und Archive bis hin zu religiösen Einrichtungen, werden die Fotos ausstellen.

 

Den Auftakt machen das Museum Bayerisches Vogtland in Hof, das Stadtarchiv Gütersloh und die Lingener Stadtpastoral, wo die Fotos in den kommenden Wochen zu sehen sein werden.

 

  • Das Begleitheft zur Ausstellung finden Sie hier.

 


 

Text der Woche: Susanne Keuchel „Eine neue Kultur des Miteinanders von Mensch und Maschine?“

 

Was ist der Sinn des Lebens? „42“, errechnete in dem Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adam ein Supercomputer nach einigen Millionen Jahren Rechenzeit. Der Autor veranschaulicht damit humorvoll elementare Unterschiede zwischen Mensch und Maschine. Der Mensch fragt unpräzise, da auch unsere Sprache unpräzise strukturiert ist. Die Maschine ist jedoch neben umfangreichem Datenmaterial auf präzise Angaben angewiesen.

 

Susanne Keuchel ist ehrenamtliche Präsidentin des Deutschen Kulturrates und Hauptamtlich Direktorin der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW.

 

Lesen Sie den Text hier!

 


 

Rezension: Für alle, nicht die wenigen – Der Markt wird es nicht richten

 

„Der Markt wird es schon richten“ – kaum eine Legende hält sich so hartnäckig, kaum jemand äußerte lange Zeit Zweifel am grenzenlosen Segen der freien Marktwirtschaft, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtverbandes in Berlin und Herausgeber des Buches „Für alle, nicht für die Wenigen: Warum wir unsere Zukunft nicht den Märkten überlassen dürfen“.

 

Erst mit der weltweiten Finanzkrise 2008 kamen vermehrt Zweifel am freien Markt im breiten Bevölkerungskreis auf. Auch für immer knapper werdenden bezahlbaren Wohnraum, niedrige Renten, nahende Klimakatastrophe und den heruntergesparte Pflege- und Gesundheitsmarkt, sichtbar allerspätestens seit der Coronakrise, vermag der profitorientierte Markt keine Lösungen anzubieten.

 

Im Gegenteil: Er hat zu einer sozialen Spaltung unserer Gesellschaft und zur Ausgrenzung von immer mehr Menschen geführt. Getragen von dem Vorsatz, dass wir unsere Zukunft nicht einfach den Märkten überlassen dürfen und der Gewissheit, dass es eine lebendige Bürgergesellschaft gibt, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, versammelt Ulrich Schneider in seinem Band Expertinnen und Experten – unter anderem den Bundesvorsitzendendes des BUND Olaf Bandt, die Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbund Melanie Weber-Moritz und den Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann – die in zehn Kapiteln einen Blick auf die Themen Wohnen, Verkehr, Umwelt, Energie, Landwirtschaft, Pflege und Gesundheit, Kultur sowie das Verhältnis zwischen Stadt und Land werfen. Sie ziehen Bilanz, decken die Grenzen eines profitorientierten Wirtschaftens auf und zeigen Wege zu einem besseren und neuen Wirtschaften auf – und zwar für alle, nicht die Wenigen.
Maike Karnebogen

 

Ulrich Schneider. Für alle, nicht für die Wenigen. Frankfurt am Main 2021

 


 

Vorankündigung: Nächste Woche erscheint die neue Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Science-Fiction zwischen Utopie und Dystopie“


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