19. Mai 2023 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

20. KW: Angemessene Vergütung im Kultur- und Mediensektor


Themen im Newsletter:

 

1. Angemessene Vergütung im Kultur- und Mediensektor
2. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag
3. Hörempfehlung, Morgen 17.30: „Tacheles“ Deutschlandfunk Kultur
4. Einladung: „KI und Kultur – Wer schreibt in Zukunft unsere Literatur?“
5. Einladung: Kultur und Kirche postkolonial – Wie geht das?
6. Dokumentation: Antisemitismus im Kulturbereich (11.05.2023)
7. Dokumentation: MDR Kulturpartnerkonferenz vom 15.05.2023
8. Dokumentation: Erinnerung, Identität und Klima — Kulturpolitik als Handwerk vom 17.05.2023
9. Mentoringprogramm für weibliche Führungskräfte im Kulturbereich noch bis 31. Mai 2023 bewerben
10. Text der Woche: Eine Dauerbaustelle. Geschlechtergerechtigkeit: Die Situation von Frauen in Kultur und Medien von Katrin Budde

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wer einen Berufsweg im Kunst-, Kultur- oder Mediensektor einschlägt, hat sehr oft eine hohe intrinsische Motivation. Dies gilt nicht nur für die künstlerische Arbeit im engeren Sinne, sondern ebenso für diejenigen, die in der Administration, in der Technik oder im Management tätig sind. Arbeit im Kultur- und Mediensektor ist – wie in anderen Branchen auch – arbeitsteilig organisiert und jedes einzelne Gewerk oder jeder einzelne Einheit leistet einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen. Das gilt für diejenigen, die die Bühne aufbauen, ebenso wie für die, die für den Licht und den Ton zuständig sind, das trifft auf jene zu, die die Texte lektorieren genauso wie für jene, die gestalten, das gilt für jene, die einen Ausstellung aufbauen ebenso wie für die, die die Rahmen bauen. Viele weitere Beispiele ließen sich anführen.

 

Werden nur die abhängig Beschäftigten betrachtet und davon nur diejenigen, die in der höchsten Qualifikationsstufe, den sogenannten Spezialisten, tätig sind, fällt auf, dass sie weniger verdienen als die abhängig Beschäftigten in anderen Berufen. Das Geld lockt also nicht.

 

Das Einkommen spielt eine noch deutlich geringere Rolle bei den selbstständigen Künstlerinnen und Künstlern, die in der Künstlersozialversicherung versichert sind. Sie haben für das Jahr 2023 ein Durchschnittseinkommen von 19.988 Euro im Jahr angemeldet. Das gemeldete Durchschnittseinkommen der männlichen Versicherten lag mit 22.439 Euro im Jahr wiederum deutlich über dem der weiblichen mit 17.388 Euro im Jahr. Dabei variiert das Jahresdurchschnittseinkommen je nach Alter und Berufsgruppen (Wort, Bildende Kunst, Musik, Darstellende Kunst).

 

Wird die Kultur- und Kreativwirtschaft betrachtet, waren laut Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2022 im Jahr 2021 1.810.799 Erwerbstätige in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig, davon waren 1.232.900 Kernerwerbstätige (68,1 Prozent). Die Mehrzahl der Kernerwerbstätigen waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt, nämlich 1.006.950 (55,6 Prozent) 225.950 waren Selbstständige, die einen Umsatz über 22.000 Euro Jahr erzielen, das sind 12 Prozent der Erwerbstätigen.

 

Den Kernerwerbstätigen stehen 577.891 geringfügig Erwerbstätige (31,9 Prozent) gegenüber. Von diesen geringfügig Erwerbstätigen sind 327.981 Mini-Selbstständige (31,9 Prozent) und 249.910 geringfügig Beschäftigte (13,8 Prozent).

 

Mit anderen Worten: in der Kultur- und Kreativwirtschaft ist der Anteil der Mini-Selbstständigen sowie der geringfügig Beschäftigten größer als der Selbstständigen. Oder anders ausgedrückt: die Selbstständigen mit einem Umsatz von mehr als 22.000 Euro/Jahr stellen die kleinste Gruppe an Erwerbstätigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Dieses Verhältnis ist kein Sonderfall für das Jahr 2021, sondern zieht sich durch die bisher vorgelegten Monitoringberichte Kultur- und Kreativwirtschaft durch.

 

D. h., egal ob die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrachtet werden oder die soloselbstständigen in der Künstlersozialkasse Versicherten oder die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft die Einkommen bzw. die Umsätze und daraus folgend die Einkommen sind im Durchschnitt eher gering. Dies schließt nicht aus, dass einige wenige Stars sehr gut und viel verdienen. Sie bilden aber eher die Ausnahme und nicht die Regel.

 

Daraus folgt zum einen, dass diejenigen, die sich für einen Berufsweg in Kunst und Kultur entscheiden, eine, wie oben ausgeführt, hohe intrinsische Motivation mitbringen. Zum anderen bleibt eine angemessene Vergütung bzw. Entlohnung eine Daueraufgabe für den Kultur- und Mediensektor. Denn auch wer mit Leidenschaft bei der Arbeit ist, muss dennoch seinen Kühlschrank füllen und die Miete bezahlen.

 

Wird nur die öffentliche Kulturförderung betrachtet, kann beispielsweise die Einführung von Basishonoraren für Künstlerinnen und Künstler unter Umständen bedeuten, dass weniger gefördert werden, diejenigen aber eine auskömmlichere Förderung erhalten. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine solche – hoffentlich kurze – Phase durchgestanden werden muss, denn es kann nicht sein, dass eine unzureichende Kulturförderung letztlich auf dem Rücken der Künstlerinnen und Künstler ausgetragen wird.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Evaluation der „Neustart Kultur“-Programme

36. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag

 

Datum: Mittwoch, den 24. Mai 2023 um 14:30 Uhr
Ort: Berlin, Paul-Löbe-Haus, Sitzungssaal 4.400

 

Tagesordnungspunkt 4: Evaluation der „Neustart Kultur“-Programme

 

Fachgespräch mit:

 

  • Dr. Stefan Donath, Bundesmusikverband Chor & Orchester
  • Dr. Karin Lingl, Stiftung Kunstfonds
  • Dagmar Schmidt, Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler
  • Olaf Zimmermann, Deutscher Kulturrat

 

  • Für eine persönliche Teilnahme als Gast können Sie sich, unter Angabe von Vor- und Zuname und Geburtsdatum bis Montag, 22. Mai 2023, 12.00 Uhr hier anmelden: kulturausschuss@bundestag.de
  • Die Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag wird zeitversetzt am Donnerstag, 25. Mai 2023 um 12.30 Uhr hier übertragen
  • Sehen Sie die Sitzung zu einem späteren Zeitpunkt auch hier
  • Mehr Informationen finden Sie hier

 


 

3. Hörempfehlung: Streit um „Neustart Kultur“ Morgen 17.30: „Tacheles“ Deutschlandfunk Kultur

 

Morgen Samstag 17:30 Uhr diskutiere ich mit Thorsten Jantschek, Abteilungsleiter „Aktuelle Kultur und Politik“ von Deutschlandfunk Kultur in der Sendung „Tacheles“ über die Rechercheserie des Senders zu „Neustart Kultur“. Dies ist eine gute Einstimmung auf die Anhörung zum Thema am Mittwoch im Kulturausschuss des Deutschen Bundestages.

 

In dieser halben Stunden wird Klartext gesprochen. Es geht um Personen, Fakten, Meinungen.

 

Die Sendung kann nach der Ausstrahlung auch hier nachgehört werden.

 


 

4. Einladung: „KI und Kultur – Wer schreibt in Zukunft unsere Literatur?“

 

  • Montag, den 22. Mai 2023, 15.00 Uhr
  • Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG), Am Neuen Markt, 14467 Potsdam | Konferenzsaal

 

KI-generierte Literatur?

 

Eine Veranstaltung des Ministeriums für Wissenschaft Forschung und Kultur des Landes Brandenburg in Kooperation mit der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH.

 

Die Diskussion befasst sich mit der Urheberfrage, der Rolle von Mensch und Technik bei der Generierung von Texten und damit, welche Rolle die Literatur in der heutigen Gesellschaft spielt. Sie fragt: Was macht es mit uns, wenn wir viele oder wenige KI-generierte Texte lesen? Verhindert oder beschleunigt das den gesellschaftlichen Fortschritt? Welche Auswirkungen hat das auf das Berufsfeld von Autorinnen und Autoren.

 

Podiumsgäste:

 

  • Tobias Dünow, Wissenschafts- und Kulturstaatssekretär des Landes Brandenburg
  • Roman Ehrlich, Autor
  • Prof. Dr. Britta Schneider, Professur für Sprachgebrauch und Migration an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Schwerpunkt sprachbezogene KI-Forschung
  • Dr. Dorothea Winter, Philosophin
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

 

Anmeldung per E-Mail hier oder telefonisch unter +40 331 620 85 50.

 


 

5. Einladung: Kultur und Kirche postkolonial – Wie geht das?

 

Datum:
Donnerstag, den 25.05.2023, 19:00 Uhr

 

Ort: St. Matthäus-Kirche, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

 

Sie sind herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

 

Was bedeutet es, Kultur und Kirche postkolonial zu denken? Was muss sich im jeweiligen Selbstverständnis ändern, wenn Kolonial- und Missionsgeschichte konsequent aufgearbeitet werden?

 

Mit:

 

  • Dr. Andrea Scholz, Referentin für transkulturelle Zusammenarbeit und Kuratorin, Ethnologisches Museum
  • Nadja Ofuatey-Alazard, Dekoloniale
  • Maike Waechter, Referentin Gemeindedienst Berliner Missionswerk EKBO
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

 

Das „Kultur.Forum St. Matthäus“ ist das kulturpolitische Forum von Stiftung St. Matthäus, Deutschem Kulturrat, Kulturbüro der EKD, Initiative kulturelle Integration und Deutschlandfunk Kultur. Die Veranstaltungsreihe findet zweimal jährlich statt und diskutiert kulturpolitische Entwicklungen im Dialog mit den Religionen.

 

  • Das Gespräch wird auch aufgezeichnet und bundesweit auf Deutschlandfunk Kultur in der Sendung „Diskurs“ (So, 04. Juni, um 01.05 Uhr) ausgestrahlt.

 


 

6. Dokumentation: Antisemitismus im Kulturbereich (11.05.2023)

 

Auf einer Tagung in Berlin diskutierten wichtige zivilgesellschaftliche Institutionen über Antisemitismus in der deutschen Kulturszene

 

Bei der Veranstaltung sagte ich in aller Klarheit, es gibt einen Antisemitismus im Kulturbetrieb und die „documenta15“ ist gescheitert. Judenhass ist selbstverständlich nicht von Kunstfreiheit gedeckt. Der Kulturbereich müsse mit seinem Versagen bei der Aufarbeitung der Judenfeindlichkeit in seinen Reihen eigenständig und kritisch umgehen.

 

  • Einen ausfürlichen Text zur Veranstaltung von Philipp Gessler (zeitzeichen) lesen Sie hier
  • und von Jakob Hayner in der Jüdischen Allgemeinen hier.

 


 

7. Dokumentation: MDR Kulturpartnerkonferenz vom 15.05.2023

 

Kleiner Ausschnitt aus dem Gespräch: „Meine Bitte an alle, die hier sitzen, dass alle noch kräftiger und intensiver den öffentlich-rechtlichen Rundfunk kritisieren. Ich glaube, dass er das auch braucht. Weil wir ihn lieben, kritisieren wir ihn.“ Reaktion: „Aber wir nehmen auch Lob zwischendurch.“ Dem setzte ich entgegen „Mehr als sagen, dass man sie liebt … was soll ich denn noch sagen … mehr Lob geht nicht.“

 

Hier können Sie einen ausführlichen Bericht zum Gespräch nachlesen.

 


 

8. Dokumentation: Erinnerung, Identität und Klima — Kulturpolitik als Handwerk vom 17.05.2023

 

Sehen Sie das gesamte Gespräch hier nach.

 


 

9. Mentoringprogramm für weibliche Führungskräfte im Kulturbereich noch bis 31. Mai 2023 bewerben

 

Ausschreibung für hoch qualifizierte, weibliche Mentees, die im Kultur- und Medienbereich eine Führungsposition anstreben

 

Das Mentoring-Programm richtet sich an hochqualifizierte Frauen, die in ihrer Karriere weiter voranschreiten möchten, eine Führungsposition im Kultur- und Medienbereich anstreben oder sich im Markt noch besser positionieren wollen. Den ausgewählten Mentees werden je eine Mentorin oder ein Mentor an die Seite gestellt, die an herausragender Stelle künstlerisch erfolgreich sind, Führungspositionen in Kultureinrichtungen oder der Kreativwirtschaft innehaben und ambitionierte Frauen gerne an ihrem Know-how teilhaben lassen möchten.

 

  • Bewerbungsschluss ist der 31. Mai 2023
  • Die Benachrichtigung der Bewerberinnen erfolgt ab Mitte Juli
  • Im September/Oktober 2023 starten die Tandems ihr 6-monatiges Mentoring
  • Die Ausschreibung und weitere Informationen zum Mentoring-Programm finden Sie hier

 


 

10. Text der Woche: Eine Dauerbaustelle. Geschlechtergerechtigkeit: Die Situation von Frauen in Kultur und Medien von Katrin Budde

 

Den Equal Pay Day und den Internationalen Frauentag hat der Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages in diesem Jahr zum Anlass genommen, erneut über die Situation von Frauen in Kultur und Medien zu sprechen.

 

Der Equal Pay Day stand dieses Jahr unter dem Motto „Die Kunst der gleichen Bezahlung“. Und das scheint wirklich eine Kunst zu sein, denn der Gender-Pay-Gap liegt deutschlandweit bei 18 Prozent, im Kulturbereich sind es durchschnittlich 20 Prozent. Diese Lohnlücke variiert aber von Sparte zu Sparte, so beträgt sie z. B. bei den darstellenden Künsten bis zu 34 Prozent. Und, das haben die geladenen Expertinnen ebenfalls klar benannt: Der Gender-Pay-Gap ist in klassischen Frauenberufen besonders hoch, in den technischen Berufen ist er niedriger.

 

Katrin Budde ist Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag

 

  • Lesen Sie den gesamten Beitrag hier

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