29. April 2022 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

KW 17: Ukraine-Krieg, Exklusiv: Politik & Kultur 5/22, Neuerscheinung: Dossier 20 Jahre Kulturstiftung des Bundes, ...


... Kultur.Forum St. Matthäus, Theos Kurzschluss 2.0, Mentoringprogramm für weibliche Führungskräfte im Kulturbereich, Save the Date: Fachtagung „Frauen in Führung“, Personalia + Preise, Text der Woche

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

schon mehr als zwei Monate dauert der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Fast an jedem Tag wird von neuen Gräueltaten berichtet, von Angriffen auf Zivilisten, von geflüchteten Frauen, Kindern und alten Menschen. Der größte Teil der Geflüchteten sind Binnenflüchtlinge, viele haben in den direkten Nachbarländern der Ukraine Zuflucht gefunden, aber auch die Flucht nach Deutschland nimmt kontinuierlich zu.

 

Der Kultur- und Medienbereich engagiert sich seit Kriegsbeginn für die Ukrainerinnen und Ukrainer. In der letzten Ausgabe von Politik & Kultur wurde im Schwerpunkt über die Aktivitäten aus verschiedenen künstlerischen Bereichen berichtet. Vieles befand sich noch am Anfang. Die Taskforce Ukraine der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) hatte gerade erst ihre Arbeit aufgenommen, die Länder sortierten sich teilweise noch. Der Deutsche Kulturrat hat seit Kriegsbeginn kontinuierlich auf seiner Webseite über Hilfsmaßnahmen informiert und pflegt die Seite fortlaufend.

 

Im Folgenden soll ein aktueller kursorischer Überblick über Unterstützungsmaßnahmen gegeben werden. Dabei wird der Schutz von Kulturgut ebenso in den Blick genommen wie die Unterstützung von in Deutschland ankommenden Kulturschaffenden aus der Ukraine bis hin zum bürgerschaftlichen Engagement, um das Ankommen zu erleichtern.

 

Spenden

 

Viele Künstlerinnen und Künstler, aber auch andere aus dem Kulturbereich engagieren sich mit Spenden von Zeit oder Geld im Rahmen der humanitären Hilfe. Sie übersetzen an den Bahnhöfen und Ankunftszentren und sind damit wichtige Wegweiser für die Ankommenden. Künstlerinnen und Künstler, aber auch Kulturvereine sammeln Geldspenden für diejenigen, die in der Ukraine verblieben sind. Sie veranstalten Konzerte, Lesungen und anderes mehr, um Geld zu sammeln.

 

Ein Leuchtturm war sicherlich das von der Musikwirtschaft unterstützte Konzert »Sound for Peace«, bei dem viele bekannte Künstlerinnen und Künstler auftraten, aber auch Konzerthäuser, Opernhäuser und viele andere Institutionen führen Benefizveranstaltungen durch. Und nicht zu vergessen, die zahlreichen ehrenamtlichen Vereine, die lokal verankert sind und sich mit Benefizveranstaltungen engagieren. Verbände aus der Filmbranche haben sich zusammengeschlossen und sammeln Schutzausrüstung und filmtechnisches Equipment, damit Journalistinnen und Journalisten sowie Filmschaffende in der Ukraine weiterarbeiten und den Krieg dokumentieren können. Aus dem Musikbereich werden hier ankommenden Musikerinnen und Musikern über die Landesmusikräte unkompliziert Instrumente zur Verfügung gestellt, damit sie weiter üben und arbeiten können. Theater und Tanzensembles bieten Räume für Tänzerinnen und Tänzer, damit sie in Deutschland trainieren können. Verbände aus dem Museumsbereich und der Kunstgeschichte unterstützen die Kolleginnen und Kollegen in den Museen in der Ukraine, stellen Material zum Schutz von Kulturgut zur Verfügung und dokumentieren Verluste. Aus jeder künstlerischen Sparte lassen sich Beispiele benennen, mit wie viel ehrenamtlichem Engagement aus dem breiten Kultur- und Mediensektor unterstützt und geholfen wird, und zwar sowohl in der Ukraine als auch den in Deutschland ankommenden Ukrainerinnen und Ukrainern.

 

Dieses große ehrenamtliche Engagement wird nach wie vor eine wichtige Basis der Hilfsmaßnahmen bleiben, es bedarf aber der finanziellen Unterstützung durch Bund und Länder. Hierzu gehört unter anderem auch die Bereitstellung von Mitteln zum adäquaten Kulturgutschutz. Es kann nicht sein, dass die Beschaffung von Löschpaste, um UNESCO-Welterbestätten in der Ukraine vor Angriffen und Bränden zu schützen, an Haushaltsmitteln des

Bundes scheitert.

 

Vorgestern hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth bekannt gegeben, dass im Ergänzungshaushalt unter anderem Mittel zum Schutz von Kunstgegenständen vorgesehen sind. Diese Mittel sollen nach dem Beschluss und Inkrafttreten des Bundeshaushalts – also voraussichtlich ab Juni – zur Verfügung stehen.

 

Ankommen und Arbeiten

 

Im Kultur- und im Bildungssektor wurden während der Flüchtlingswelle in den Jahren 2015 und 2016 Erfahrungen gesammelt, um ankommende Geflüchtete zu unterstützen. An dieses Engagement und an die Erfahrungen kann jetzt angeknüpft werden. Seien es die Integrationskurse in den Volkshochschulen, die jetzt kurzfristig wieder hochgefahren werden können, oder seien es Angebote in Erstaufnahmeeinrichtungen. Viele Kulturvereine oder auch Einrichtungen der kulturellen Bildung möchten gerne Angebote in den Erstaufnahmeeinrichtungen unterbreiten – nicht zuletzt, um den ankommenden Kindern und Jugendlichen, aber auch älteren Menschen für eine bestimmte Zeit eine Ablenkung vom Erlebten zu ermöglichen und mit ihnen etwas Erfreuliches zu erleben. Leider scheitern diese Angebote teilweise an den Trägern der Erstaufnahmeeinrichtungen. Hier gilt es die Abstimmungen vor Ort zu verbessern. Das Treffen, zu dem Bundeskanzler Olaf Scholz am 25. April 2022 ins Kanzleramt eingeladen hatte, hätte auch dazu dienen können, diese Fragen anzusprechen – leider war die Kultur nicht eingeladen. Die Flüchtlingsgipfel, die in den letzten beiden Wahlperioden von Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgerichtet wurden und an denen der Deutsche Kulturrat regelmäßig teilnahm, ermöglichten, hierzu Absprachen zu treffen. Es wäre wichtig, wenn das SPD-geführte Bundeskanzleramt an diese Tradition aus der Großen Koalition anknüpfen würde. Treffen mit Künstlerinnen und Künstlern im Kanzleramt sind schön, ersetzen aber nicht die notwendigen politischen Absprachen mit den Kulturverbänden.

 

Ankommen heißt auch, Wohnung und Arbeit zu finden. Viele Geflüchtete aus der Ukraine haben eine hohe berufliche oder akademische Qualifikation. Anders als noch die Geflüchteten aus Syrien und aus Afghanistan müssen sie nicht erst ein Asylbewerberverfahren durchlaufen, sondern erhalten bereits mit dem vorläufigen Dokument über das Aufenthaltsrecht durch die Ausländerbehörde die vorläufige Erlaubnis zum Arbeiten. Sie können dann einer Beschäftigung nachgehen oder auch eine Ausbildung aufnehmen. Für viele ankommende ukrainische Frauen stellt sich allerdings die Frage nach der Betreuung ihrer Kinder, insbesondere wenn diese noch nicht in die Schule gehen. Ebenfalls muss insbesondere bei geschützten Berufen, wie Ärztinnen, Architektinnen oder Lehrerinnen, die ukrainischen Berufsqualifikation anerkannt werden. In vielen Berufen, bei denen eine Ausbildung im Dualen Ausbildungssystem üblich ist, werden derzeit mit den Handwerkskammern und den Industrie- und Handelskammern unbürokratische Regelungen erarbeitet, damit die Integration in Arbeit möglichst schnell gelingen kann. Auch hier wurden in den letzten Jahren viele Erfahrungen sowohl auf der betrieblichen Ebene als auch bei den Sozialpartnern gesammelt.

 

In der vom Deutschen Kulturrat initiierten Initiative kulturelle Integration, der 28 Partner angehören, ist diese Expertise versammelt. Der Initiative kulturelle Integration gehören neben dem BKM, das Bundesministerium des Innern und für Heimat, das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, die Integrationsbeauftragte, die Kulturministerkonferenz, die kommunalen Spitzenverbände, die Sozialpartner, die Religionsgemeinschaften, die Medien sowie zivilgesellschaftliche Organisationen an. Mehr Informationen sind unter kulturelle-integration.de zu finden.

 

Der Vorsitzende des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, und ich konnten am 26. April 2022 mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil über die Fragen der Integration von Geflüchteten aus der Ukraine in den deutschen Kulturarbeitsmarkt ausführlich sprechen.

 

Ukrainische Arbeitssuchende treffen in Deutschland auf einen angespannten Arbeitsmarkt Kultur und Medien. Die Coronapandemie hat diesen Markt massiv getroffen. Insbesondere in der Kultur- und Kreativwirtschaft, also dem erwerbswirtschaftlichen Teil des kulturellen Lebens, haben einige Branchen in den vergangenen zwei Jahren massive Umsatzverluste von bis zu 80 Prozent wie z. B. im Markt für darstellende Kunst hinnehmen müssen. Viele Unternehmen haben nur dank der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen der unterschiedlichen Coronahilfspakete überleben können. Erst langsam beginnen sich einige zu erholen, von Umsätzen aus der Vor-Coronazeit kann vermutlich noch lange nicht die Rede sein.

 

Trotz dieser Probleme ist auch mit Blick auf den gesamten Arbeitsmarkt Kultur und Medien die Hilfsbereitschaft sehr groß. Diverse Jobportale, die sich an Theaterschaffende, an Museumsleute oder auch an diejenigen aus Film und Medien richten, bieten kurzfristige Jobs oder auch Stellen an. Gerade die branchenspezifischen Angebote bieten Arbeitssuchenden einen sehr guten Einblick und einen Überblick.

 

Kunst im Exil

 

Was für diejenigen, die eine abhängige Beschäftigung im Arbeitsmarkt Kultur und Medien suchen, gilt gleichermaßen für Künstlerinnen und Künstler. Auch hier ist es so, dass trotz großer Solidarität unter Künstlerinnen und Künstlern, sie in einer Situation ankommen, in der viele Kunstschaffende noch massiv unter den Auswirkungen der Coronapandemie leiden. Aufträge und Auftritte sind weggebrochen, Messen haben nicht stattgefunden, Verlagsprogramme wurden zusammengeschrumpft. Viele kämpfen nach wie vor um das wirtschaftliche und künstlerische Überleben. Trotzdem wurden Residenzprogramme geöffnet, können sich selbstverständlich nun in Deutschland lebende ukrainische Künstlerinnen und Künstler an Ausschreibungen beteiligen, werden ukrainische Künstlerinnen und Künstler eingeladen, um ihre Arbeiten zu präsentieren. Besonders schwierig ist die Situation für Literatinnen. Ihr Arbeitsmittel ist die Sprache. Sie brauchen die ukrainische Verlagslandschaft. Hilfsprogramme aus der Branche unterstützen, wo es nur geht. Bewährt hat sich bereits in den letzten Jahren das Programm »Writers in Exile« des PEN-Deutschland. Berufskollegen und -kolleginnen helfen exilierten Autorinnen und Autoren beim Kennenlernen und bei der Platzierung im deutschen Markt.

 

Noch dringlicher wird es dem Thema Exilkultur in Deutschland stärkere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Akademie der Künste hat hierzu eine Studie erstellt. In der Ausgabe 6/2019 wurde in Politik & Kultur diesem Thema der Schwerpunkt gewidmet. Dazu gehört, dem ausländischen künstlerischen Schaffen mehr Schaufenster zu bieten. Vorbildlich agieren derzeit viele Bibliotheken und Buchhandlungen, die ukrainische Literatur in den Mittelpunkt rücken, sie präsentieren und zugleich Informationen über die Ukraine anbieten.

 

Fazit

 

Viele Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturinstitutionen haben vor dem Krieg in der Ukraine einen kollegialen Austausch mit der Kulturszene dort gepflegt. Dieser kollegiale Austausch ist jetzt die Basis für Unterstützungsmaßnahmen in Deutschland und in der Ukraine sowie für die Integration in den Arbeitsmarkt. Damit dies nachhaltig gelingt sind folgende Maßnahmen erforderlich:

 

  • Strukturelle Unterstützung von Verbänden und Exilstrukturen: Die Förderpolitik muss langfristiger gedacht werden und es muss systematischer auf Krisen reagiert werden. Dabei sollte Expertise, Kapazitäten und Wissen aufgebaut und dann für die verschiedenen Krisen genutzt werden können. Der Exodus von Kulturschaffenden aus Afghanistan ist noch nicht zu Ende. Viele Künstlerinnen und Künstler haben in den letzten Jahren Russland oder auch Belarus verlassen. Jetzt kommen geflüchtete Kulturschaffende aus der Ukraine an. In vielen Organisationen besteht sehr große Expertise, diese sollte genutzt und strukturell verstärkt werden. Mit Blick auf Künstlerinnen und Künstler geht es unter anderem darum, dass Berufskolleginnen und -kollegen, die in Deutschland den Markt kennen, unterstützen. Insgesamt gilt es, die Exilstrukturen von Künstlerinnen und Künstlern finanziell besser auszustatten und sie damit zu verstärken. Dabei kommt auch dem Austausch mit den deutschen Kolleginnen und Kollegen eine große Bedeutung zu, nicht zuletzt, um den deutschen Kulturmarkt kennenzulernen und sich hier zu positionieren. Die Verbände müssen strukturell gestärkt werden. Sie gehen jetzt in Vorleistung, weil sie den Kulturbereich kennen und Kolleginnen und Kollegen unterstützen. Um dies langfristig leisten zu können, brauchen sie eine bessere Förderung.

 

  • Zugang zu Erstaufnahmeeinrichtungen: Besonders wichtig ist der Weg in die Erstaufnahmeeinrichtungen, um dort Kultur und insbesondere kulturelle Bildung anzubieten. Viele Einrichtungen der kulturellen Bildung stehen hierfür bereit, es mangelt allerdings an Kooperation von Seiten der Wohlfahrtsverbände, die sehr oft Träger von Erstaufnahmeeinrichtungen sind. Hier muss stärker auf die Chancen von kultureller Bildung bei der Bewältigung der traumatischen Erfahrungen verwiesen werden. Im bürgerschaftlichen Engagement der Kultur liegt ein großes Potenzial für die Arbeit in Erstaufnahmeeinrichtungen bzw. für die Integrationsarbeit.

 

  • Den Blick weiten: Der Blick auf die Bestände der deutschen Kultureinrichtungen insbesondere der Gedächtniseinrichtungen muss geweitet werden und Kulturgut aus den Heimatländern der Geflüchteten muss sichtbarer gemacht werden. Dies erfordert die Reflexion der eigenen Arbeit abseits von Themen oder Weltregionen, die gerade im öffentlichen Fokus stehen.

 

  • Unterstützung in der Ukraine: Viele Mitarbeiterinnen in Kultureinrichtungen in der Ukraine wie z. B. Museen oder auch Bibliotheken wollen das Land nicht verlassen, da sie die Kulturgüter bewahren und beschützen wollen. Es besteht dringender Bedarf an Unterstützung vor Ort. Das gilt insbesondere mit Blick auf Material. Ein Fonds, bei dem kurzfristig Mittel beantragt werden können, ist dringend vonnöten. Hier darf nicht lange zugewartet werden, da ansonsten die Hilfe zu spät kommen könnte. Wichtig wäre auch, Möglichkeiten zu schaffen, dass öffentliche Kultureinrichtungen Geldspenden annehmen können, damit sie in der Ukraine oder in Grenznähe Material kaufen können.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

PS. Der Krieg verändert die Stimmung in unserem Land merklich. Seit Jahrzehnten hatte mich niemand mehr gefragt, ob ich denn gedient hätte. Jetzt wurde ich das gefragt. Und ja, ich habe gedient, 20 Monate in einem Heim für Schwerstpflegefälle. Aber der Fragesteller hatte mit seiner Frage wohl nicht den Zivildienst im Sinne.

 


 

Exklusiv: Politik & Kultur 5/22 ist erschienen

 

Die Mai-Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, ist erschienen. Der Schwerpunkt der richtet den Blick auf das Thema: „Von Haute Couture bis Massenproduktion: Wie tickt die Modeindustrie?“.

 

Lesen Sie als Leserinnen und Leser des kulturpolitischen Wochenreports die Online-Ausgabe exklusiv hier.

 

Weitere Themen der Ausgabe:

 

  • Ukraine
    Der Krieg in der Ukraine wütet weiter: Welche Auswirkungen auf die Kultur zeichnen sich ab? Wie hilft der Kulturbereich jetzt?
  • Grenzen des Wachstums
    Wie kann mehr Nachhaltigkeit in Gesellschaft, Kultur und Stadtentwicklung gelingen? Welche Weichen gilt es jetzt zu stellen?
  • Digitalisierung
    Welche Standards gibt es für digitale Normdaten? Welche Bestrebungen werden zur weiteren Datennormierung angestrebt?
  • Südafrika
    Geschichten erzählen: Welche politische Bedeutung kommt der Kurzgeschichte in Südafrika zu? Wie hat sich diese entwickelt?

 

Außerdem: Willkommen zurück: neuer Vorstand des Deutschen Kulturrates, Unterhaltung im ÖRR, USA: Gesellschaft und Gemeinsinn unter Druck, Kultur global mit Lehmann: Architektur in der Verantwortung, Wissenschaftsaustausch mit China, Raúl Krauthausen im Porträt, Claussens Kulturkanzel: wc-deutsch

 

 


 

Neuerscheinung: Dossier 20 Jahre Kulturstiftung des Bundes

 

Innovationen zu fördern, Neues anzustoßen, Veränderungen auf den Weg zu bringen, sind der Kern der Arbeit der Kulturstiftung des Bundes seit zwei Jahrzehnten. Sie verwirklicht dies in der Projektförderung und in ihren Programmen wie beispielsweise „Jedem Kind ein Instrument“, „Kulturagenten für kreative Schulen“, „Schrumpfende Städte“, „360°“, „Trafo“, „Zero“.

 

Die Kulturstiftung des Bundes ist dabei selbst Treiberin für Veränderungen, für Innovationen in Kultureinrichtungen, in der Freien Szene und in der kulturpolitischen Themensetzung.

 

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums reflektiert Politik & Kultur, die Zeitung des Deutschen Kulturrates, die Geschichte der Bundeskulturstiftung im Dossier „On the Road – 20 Jahre Kulturstiftung des Bundes“. Dabei werden einige Programme hervorgehoben, Gelungenes wird gelobt und Leerstellen benannt.

 

Ein wesentliches Merkmal der Stiftungsarbeit ist der Dialog, das Gespräch mit den verschiedenen Kulturakteuren, das Ausloten der Förderbedarfe und das Abwägen von Wünschen und eigenen Ideen. Die Kulturstiftung des Bundes ist dabei stets „On the Road“. Sie hat ihr Ohr an der Kulturszene.

 

Auf 72 Seiten schildern 47 Autorinnen und Autoren ihren Blick auf und ihre Position zur Bundeskulturstiftung – klar, kulturpolitisch, lobend und kritisch.

 

  • Lesen Sie das Dossier jetzt kostenlos im PDF-Format oder kaufen Sie es für 4,20 Euro als gedruckte Ausgabe hier. Natürlich kann das Dossier auch über jede Buchhandlung (ISBN: 978-3-947308-50-7) bestellt werden.

 


 

Treffen mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil

 

Der Präsident des Deutschen Kulturrates Prof. Christian Höppner, meine Stellvertreterin Gabriele Schulz und ich konnten am 26. April ausführlich mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, MdB über die soziale Lage der Künstlerinnen und Künstler, die Situation der Künstlersozialkasse und über eine „Beschäftigungslosigkeitsversicherung“ für Kulturschaffende sprechen.

 

Die folgenden Positionierungen des Deutschen Kulturrates bildeten dabei die Grundlage für das Gespräch:

 

 


 

Mentoringprogramm für weibliche Führungskräfte im Kulturbereich: Jetzt bewerben

 

Das Mentoring-Programm richtet sich an hochqualifizierte Frauen, die auf ihrer Karriere weiter voranschreiten möchten, eine Führungsposition im Kultur- und Medienbereich anstreben oder sich im Markt noch besser positionieren wollen. Alle Bewerberinnen sollten auf mindestens zehn Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht. Seit 2017 wurden fünf Durchläufe des jeweils halbjährigen 1:1-Mentorings für nunmehr insgesamt 130 Frauen organisiert.

 

Hier gelangen Sie zur aktuellen Ausschreibung der sechsten Runde.
Einsendeschluss ist der 31. Mai.

 


 

Einladung zur Diskussion: „Zeitenwenden – Kultur und Kirche in Zeiten des Krieges“ 03.05.2022, 20:00 Uhr

 

Der Krieg gegen die Ukraine hat grundlegende Selbstverständnisse infrage gestellt. Die Geschwindigkeit, mit der unter dem Leitwort „Zeitenwende“ bisher als unverhandelbar geglaubte Grundfesten in Politik, Kultur und Kirche neu verhandelt werden, ist atemberaubend. Wohin driften wir? An welchen Grundfesten sollten wir festhalten? Und wo müssen wir völlig neu denken? – Eine Diskussion zu den Folgen des Krieges für Politik, Kultur und Kirche.

 

Wann: 03.05.2022, 20:00 Uhr
Wo: St. Matthäus-Kirche, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

 

Diskusion mit:

 

  • Bischof Dr. Christian Stäblein, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
  • Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration
  • und weiteren Gästen

 

Moderation: Dr. Hans-Dieter Heimendahl, Deutschlandfunk Kultur

Eine Kooperation der Stiftung St. Matthäus mit dem Deutschen Kulturrat, der Initiative kulturelle Integraton, dem Kulturbeauftragten des Rates der EKD und Deutschlandfunk Kultur.

 


 

Save the Date: Fachtagung „Frauen in Führung“

 

Der Deutsche Kulturrat lädt am 27. und 28. Juni zur Fachtagung „Frauen in Führung“ ein.

 

Fünf Jahre nach Erscheinen der Kulturrats-Studie „Frauen in Kultur und Medien“ soll reflektiert werden, inwiefern sich die Situation von Frauen im Arbeitsmarkt Kultur und Medien geändert hat: Stehen andere Wirtschaftsbereiche bzw. Sektoren mit Blick auf Frauen in Führungspositionen besser dar? Was sind die Anforderungen an moderne Führung? Welche Wirksamkeit haben Frauennetzwerke und inwieweit ebnet Mentoring Frauen den Weg in Führungspositionen?

 

Die Tagung findet analog statt: Villa Elisabeth, Invalidenstraße 4a in Berlin-Mitte.

 

Nähere Informationen folgen in Kürze!

 


 

Theo Geißler: Theos Kurzschluss 2.0 – 40 weitere Streitschriften zu Politik und Kultur

 

In 40 weiteren, ursprünglich 2017 bis 2022 in Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, erschienenen Glossen erweist sich Theo Geißler einmal mehr nicht nur als feinsinniger Beobachter und Wortschöpfer, sondern auch als Visionär. Die Umbrüche, die durch die Digitalisierung in der Gesellschaft entstehen, die Veränderungen in Kunst, Kultur und Medien, aber auch in der Gesellschaft insgesamt, besonders in Zeiten der Pandemie, ziehen sich als roter Faden durch die Artikel. Theo Geißler legt den Finger in Wunden, immer auf der Suche nach dem, was faul ist im Staate.

 

Theo Geißler „Theos Kurzschluss 2.0 – 40 weitere Streitschriften zu Politik und Kultur“

 

Hrsg. von Olaf Zimmermann
Paperback, Conbrio-Verlag 2022, 200 Seiten,
ISBN: 978-3-949425-01-1, € 12,80

 


 

Personalia + Preise

 

Katrin Stump ist neue Generaldirektorin der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Katrin Stump tritt am 1. Mai 2022 das Amt als Generaldirektorin der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) an. Das hat das sächsische ­Kabinett in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Stump ist seit 2014 Leitende Direktorin der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Braunschweig. Sie wird als erste Frau in diesem Amt Nachfolgerin von Achim Bonte, der die SLUB bis zu seinem Wechsel an die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz geleitet hatte.

 

Johann Herzberg übernimmt die Leitung von museum4punkt0
Nach vier Jahren übergibt Monika Hagedorn-Saupe die Leitung von museum4punkt0 an Johann Herzberg. Ab 1. Mai wird der Chief Information Officer der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) die Leitung des Verbunds übernehmen. Herzberg verantwortete unter anderem bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport die übergreifende IT-Strategie des Landes Berlin für die Mitarbeitenden der Berliner Verwaltung. 2020 wechselte er zur SPK und ist hier seither zuständig dafür, stiftungsweit die strategische Ausrichtung und Steuerung der IT und die Digitalisierungsaktivitäten der SPK zu koordinieren.

 

Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger leiten Filmakademie
Schauspielerin Alexandra Maria Lara und Regisseur Florian Gallenberger leiten künftig die Deutsche Filmakademie. Die beiden seien zum neuen Führungsduo gewählt worden, teilte die Akademie in Berlin mit. Sie lösen damit den bisherigen Präsidenten, den Schauspieler Ulrich Matthes, ab, der nach drei Jahren nicht noch einmal für den Posten angetreten war. Die Filmakademie hat rund 2.200 Mitglieder aus verschiedenen Sparten des Films. Die Mitglieder entscheiden, wer den Deutschen Filmpreis gewinnt, der das nächste Mal am 24. Juni verliehen wird.

 

Preisverleihung »KULTUR­LICHTER – Deutscher Preis für kulturelle Bildung«
Im Rahmen einer Preisverleihung in Berlin wurden am 6. April die drei Preisträgerinnen und Preisträger für den Deutschen Preis für kulturelle Bildung »KULTURLICHTER« 2021 ausgezeichnet. Der »Preis des Bundes« wurde an das Projekt »Music Swap Lab« des Zukunftslabors, einer Initiative der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, verliehen. Das Projekt »Error Music – don’t delete!« von ACUD MACHT NEU und Junge Tüftler in Berlin erhielt den »Preis der Länder«. Der »Preis des Publikums« ging an das Projekt »Global Citizens – Wir sind Viele!« vom Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven. Der Preis wird gemeinsam von Bund und Ländern ausgelobt.

 

Künstlerinnenpreis NRW vergeben
Die niederländische Künstlerin Joan Heemskerk erhält den Künstlerinnenpreis des Landes Nordrhein-Westfalen 2022, der die Präsenz von Künstlerinnen stärken soll. Der Förderpreis geht an die in Köln lebende spanische Künstlerin Nieves de la Fuente Gutiérrez. Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen lobte die beiden Frauen für ihren jeweils unkonventionellen und reflektierenden Umgang mit digitalen Technologien.

 


 

Text der Woche: Johann Hinrich Claussen „wc-deutsch“

 

Vor Kurzem hat mich die Neugier gepackt: Ich wollte einmal eine richtig »woke« Person kennenlernen. Zwar habe ich Kontakt zu einigen Menschen, die sich aktivistisch für dieses oder jenes Thema einsetzen, aber dem Klischee des »woken« entsprechen sie nicht. Vielleicht, so dachte ich, gibt es das gar nicht, ist es nur ein aufgeblasenes Feindbild, das rechte Ideenpolitiker für ihren Radau erfunden haben. Doch ein kundiger Kollege empfahl mir, mich in den sozialen Netzwerken, vor allem bei Twitter umzusehen. Ich antwortete ihm, dass ich aus der Distanz den Eindruck gewonnen hätte, Twitter sei ein Medium für Straßenköter. Dafür wäre mir meine verbleibende Lebenszeit zu kostbar. »Dann versuch es doch mit dem ›Missy Magazin‹«, setzte er nach. Ich also zur Bahnhofsbuchhandlung, herumgesucht, schließlich fündig geworden, gekauft, zurück nach Hause und in Ruhe gelesen. Tatsächlich, es gibt sie: »woke« Menschen, die »woke« Texte schreiben. Bei der Lektüre habe ich viel gelernt, vor allem neue ­Wörter.

 

Johann Hinrich Claussen ist Kultur­beauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 


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