26. März 2021 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Kulturpolitischer Wochenreport

KW 12: Cyberangriff auf Kulturdatenbanken, Neue Stellungnahmen, Politik & Kultur 4/21, ...


... Aktualisiert: Kulturhilfen von Bund und Länder in der Corona-Krise, Text der Woche, Kurzmeldungen

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

die Coronakrise wird von nicht wenigen als Chance gesehen, endlich die vollständige Digitalisierung im Kulturbereich durchzusetzen. Analog war gestern, digital ist morgen!

 

Natürlich ist es vernünftig, die Werke in unseren Museen und Bibliotheken zu digitalisieren, um sie weltweit besser zur Nutzung in Datenbanken zur Verfügung zu stellen. Gefährlich wird es dort, wo das Digitalisat auf Kosten des analogen Originals gesetzt wird.

 

Die meisten, die eine Transformation des Kulturbereiches von analog zu digital fordern, kennen sich mit Bits und Bytes nur wenig aus. Ich hatte das Glück, in meiner Ausbildung Programmiersprachen, wie z. B. Pascal, lernen zu können. Auch heute schreibe ich manchmal noch kleine Programme in Python oder C++. Aber trotzdem bin ich ein digitaler Analphabet. Ich habe von den wirklich wichtigen Fragen keine Ahnung, nämlich, wo und wie meine digitalen Daten gelagert werden und – vor allem – wie sicher sie sind.

 

Wo befinden sich die Texte aus meiner Dropbox, wo meine Fotos in der „Creative Cloud“ von Adobe Lightroom? Ich habe keine Ahnung, wie Google meine persönlichen Einträge im Internet bei Suchanfragen wertet.

 

Vor Kurzem hat ein Feuer beim größten Cloud-Anbieter Europas, dem französischen Unternehmen OVHcloud in Straßburg mehr als 100.000 Server von Unternehmen, Behörden und sonstigen Einrichtungen zerstört. Für einige der Geschädigten gab es ein Back-up-System, aber die meisten Daten auf den Servern sind wohl unwiederbringlich verloren.

 

Hollywood hat im vierten Film der „Stirb langsam“-Reihe 2007 für einen Cyberangriff auf die Daten eines ganzen Landes den Begriff „Fire-Sale“ erfunden. Was würde schon heute mit vielen Datenbanken, in denen unser kulturelles Erbe gespeichert ist, bei einem „Fire-Sale“ passieren?

 

Corona hat uns deutlich gezeigt, dass wir nicht gut aufgestellt sind in Deutschland, wenn es darum geht, Krisen zu bewältigen. Je mehr Kulturdaten wir auf Server schaffen, umso wichtiger wird die Antwort auf die Frage sein: Sind unsere Daten wirklich dauerhaft sicher?

 

Die beiden Weltkriege im letzten Jahrhundert haben viel Kultur unwiederbringlich vernichtet, aber trotz der massiven Zerstörungen ist glücklicherweise vieles, analog, erhalten geblieben. Aber was würde schon heute bei einem „Fire-Sale“ mit unseren digitalen Kulturdaten passieren?
Wir sollten nicht darauf hoffen, dass uns der „Stirb langsam“-Held Bruce Willis alias John McClane mit seinem Siegesschrei: „Yippie-Ya-Yay, Schweinebacke!“ aus der Katastrophe rettet. Wir werden uns wohl selbst kümmern müssen.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
Twitter: olaf_zimmermann

 

 

PS. Um Künstlerinnen und Künstlern wieder Auftrittsmöglichkeiten und der Kultur- und Veranstaltungsbranche eine Perspektive zu eröffnen, lobt die Kulturstiftung des Bundes kurzfristig das antragsoffene Förderprogramm Kultursommer 2021 aus. Der Bund stellt für die Fördermaßnahme insgesamt bis zu 30,5 Mio. Euro aus dem Rettungs- und Zukunftsprogramm NEUSTART KULTUR bereit. Die Ausschreibung geht auf eine Idee des Deutschen Kulturrates zurück. Weitere Informationen finden Sie hier.

 


 

Neue Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates

 

Die Corona-Pandemie hat viele Künstlerinnen und Künstler ihrer ökonomischen Grundlage beraubt. Auftritte, Veranstaltungen, Lesungen, Ausstellungen, künstlerische Lehre und anderes mehr sind bereits seit einem Jahr nicht möglich. Viele KSK-Versicherte mussten zusätzlich eine andere selbständige Tätigkeit aufnehmen, um über die Runden zu kommen. Diese andere selbständige Tätigkeit lässt teilweise temporär die eigentliche künstlerische oder publizistische Tätigkeit in den Hintergrund treten, was zum Verlust der Kranken- und Pflegeversicherung durch die Künstlersozialkasse führt. Lesen Sie die Stellungnahme hier.

 

Der Deutsche Kulturrat begrüßt die Ankündigung von Bundesfinanzminister Olaf Scholz, einen Sonderfonds für Kulturveranstaltungen auf den Weg zu bringen. Seit nunmehr einem Jahr können Kulturveranstaltungen gar nicht oder wenn nur unter einschränkenden Auflagen stattfinden. Selbst wenn bei sinkenden Inzidenzzahlen Kulturveranstaltungen wieder möglich sein werden, wird eine volle Auslastung mit Besucherinnen und Besuchern nicht möglich sein, sodass ein wirtschaftlicher Betrieb erschwert ist. Damit der Sonderfonds für Kulturveranstaltungen wirken kann, muss er jetzt auf den Weg gebracht werden. Der Deutsche Kulturrat hat hier konkrete Vorschläge.

 


 

Politik & Kultur 4/21 vorab für die Leserinnen und Leser des kulturpolitischen Wochenreportes

 

Themen:

 

  • L’Chaim – Auf das Leben!
    Jüdischen Alltag in Deutschland
  • Kulturfinanzierung
    Länder und Kommunen müssen die adäquate Vergütung einer künstlerischen Leistung sicherstellen
  • Amateurmusik
    Endlich gibt es einen NEUSTART für die 14 Millionen musizierenden Amateure in Deutschland: Wie kann er gelingen?
  • Oralität in Afrika
    Der afrikanische Kontinent ist von mündlicher Wissensweitergabe geprägt: Wie funktioniert die Kunst des Erzählens?
  • Die Rote Liste 2.0
    Welche Musikfestivals und Kunstmessen fallen coronabedingt erneut aus?

 

 

  • Politik & Kultur ist die Zeitung des Deutschen Kulturrates. Sie wird herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.

 

 

  • Die April 2021-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „L’Chaim – Auf das Leben! Jüdischer Alltag“ steht für die Leserinnen und Leser des kulturpolitischen Wochenreportes hier vorab als kostenfreies E-Paper (pdf-Datei) zum Herunterladen bereit.

 


 

Aktualisiert: Hilfsmaßnahmen des Bundes und der Länder in der Corona-Krise für die Kultur

 

Die Bundesländer und der Bund haben Hilfsmaßnahmen für Unternehmen und Soloselbständige aus dem Kulturbereich aufgelegt. Ebenso haben verschiedene Bundesländer und der Bund Maßnahmen für öffentlich geförderte Kultureinrichtungen bzw. Projekte auf den Weg gebracht.

 

Nachfolgend sind die Maßnahmen des Bundes aufgeführt. Die Aufzählung wird fortlaufend aktualisiert.

 

 

Nachfolgend sind die Maßnahmen der Länder aufgeführt. Die Aufzählung wird fortlaufend aktualisiert.

 

 


 

Grundeinkommen – Soziale Hängematte oder notwendige Sicherung?

 

Ein Gespräch zum Geburtstag von Wikipedia mit Antje Schrupp und Olaf Zimmermann.

 

Hier können Sie das Gespräch nachlesen.

 


 

Text der Woche: Helmut Hartung „Hollywood wittert den Big Deal – US-Studios greifen mit eigenen Plattformen den Streamingmarkt an

 

„If the stream works, the dream works.“ – so war ein Panel der Consumer Electronics Show in Las Vegas dieses Jahr überschrieben. Dieser Slogan der weltweit größten Fachmesse für Unterhaltungselektronik steht für die Veränderungen in der Mediennutzung. Während die Kontakte beschränkt, Veranstaltungen abgesagt und Kinos geschlossen sind, liefert nicht mehr in erster Linie das Fernsehen die Traumwelten in die Wohnzimmer, sondern die Streamingplattformen, deren Nutzung seit Monaten stetig steigt.

 

Helmut Hartung ist Chefredakteur des Blogs www.medienpolitik.net.

 

Lesen Sie den Text hier!

 


 

Kurzmeldungen

 

Neue Leitungen für Staatsbibliothek und Staatliches Institut für Musikforschung. Der derzeitige Generaldirektor der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Achim Bonte wird neuer Generaldirektor der Staatsbibliothek zu Berlin. Dies hat der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz am 24. März einstimmig entschieden. Bonte folgt auf Barbara Schneider-Kempf, die nach 17 Jahren an der Spitze der größten wissenschaftlichen Universalbibliothek Deutschlands in den Ruhestand geht. Achim Bonte tritt sein Amt am 1. September an. Auch das Staatliche Institut für Musikforschung, das größte außeruniversitäre Forschungszentrum für die Musikwissenschaft in Deutschland, erhält eine neue Leitung. Der Stiftungsrat bestimmte Rebecca Wolf zur künftigen Direktorin. Aktuell ist Wolf Vertretungsprofessorin an der Universität Regensburg. Die Musikwissenschaftlerin wird ihr neues Amt im Spätsommer antreten.

 

Siegerfotos des Fotowettbewerbs Zusammenhalt in Vielfalt – So sieht jüdischer Alltag in Deutschland aus, jetzt im Stern.

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Initiative kulturelle Integration loben einen Fotowettbewerb mit dem Titel „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ aus.

Die Jury war von der hohen Zahl an Einreichungen überwältigt. Jetzt stehen die Gewinner fest. Der Stern zeigt die zehn Fotos, die ausgezeichnet wurden hier.

 

Odile Limpach ist Jury-Vorsitzende des Deutschen Computerspielpreises. Die Professorin für Economics and Entrepreneurship an der TH Köln wurde als Juryvorsitzende des Deutschen Computerspielpreises berufen. Sie sitzt nun der 35-köpfigen Hauptjury des wichtigsten Preises für Computer- und Videospiele aus Deutschland vor. Die gebürtige Französin folgt auf Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates. Auf Einladung der Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär, wurden bei der Hauptjurysitzung am 18. März 2021 die Gewinner ausgewählt. Die Bekanntgabe der Preisträgerinnen und Preisträger erfolgt im Rahmen der digitalen DCP-Gala am 13. April 2021.

 

Kultur ins Grundgesetz: Die Initiative Kultur ins Grundgesetz hat mit Olaf Zimmermann darüber gesprochen, wie das Staatsziel Kultur ins Grundgesetz kommen könnte und warum es so schwierig ist, diese 15 Jahre alte Forderungen umzusetzen.
Sehen Sie das Gespräch hier nach.

 

Kulturelle Bildung im Lockdown: Wie kann ein Digitalpakt 2.0 in Zukunft kulturelle Teilhabe sicherstellen und verbessern?

Eine Diskussion am 28. März 2021, 18.04 – 19.00 Uhr auf WDR 3 mit Christin Feldmann, Medienkünstlerin;  Marc Grandmontagne, Deutscher Bühnenverein; Prof. Dr. Susanne Keuchel, Deutscher Kulturrat; Brigitte Schorn, Arbeitsstelle „Kulturelle Bildung NRW“ und Jörg Stüdemann, Kulturauschusses des Städetetags NRW.

 

Karfreitagprozession durch Berlins Mitte: Freitag, 2. April 2021, 10:45 – 12:00 Uhr

In diesem Jahr erinnern die Teilnehmenden der ökumenischen Karfreitagsprozession an Menschen, die unter den Folgen der Pandemie leiden. Mit dabei sind in diesem Jahr Erzbischof Heiner Koch, Bischof Christian Stäblein, Pröpstin Christina-Maria Bammel. Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, nimmt ebenfalls an der Prozession und spricht über die Not im Kulturbereich.


Copyright: Alle Rechte bei Deutscher Kulturrat

Adresse: https://www.kulturrat.de/presse/kulturpolitischer-wochenreport/12-kw-2021/