5. Januar 2017 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Positionen

Resolution: Künstlerische Schulfächer stärken


Deutscher Kulturrat fordert Länder auf, ihrer Verantwortung für die künstlerischen Schulfächer gerecht zu werden

Berlin, den 05.01.2017. Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, appelliert an die Kultusministerkonferenz, sich in den Ländern für den Unterricht in den künstlerischen Schulfächern stark zu machen.

 

Kulturelle Bildung gehört zum Bildungsauftrag der Schulen. Ihre Grundlage bildet der Pflichtunterricht in den Fächern Kunst, Musik und Theater, der von akademisch ausgebildeten Kunst-, Musik- und Theaterlehrern erteilt werden muss. Dieser Pflichtunterricht ist konsekutiv aufgebaut und folgt wie alle Schulfächer einem fachlich und didaktisch fundierten Curriculum. Dieser Unterricht muss in allen Schulformen und -stufen mit mindestens zwei Stunden pro Fach in den Stundentafeln erteilt werden. Jedes der künstlerischen Fächer folgt einer eigenen Fachlichkeit und entwickelt spezifische Stärken und Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern. Die Zusammenlegung von Kunst, Musik und Theater zu einem Kultur-Fach (Lernbereich Künste, Ästhetische Bildung oder ähnliches) wird vom Deutschen Kulturrat entschieden abgelehnt. Ebenso warnt der Deutsche Kulturrat vor einer Reduzierung der künstlerischen Fächer in den Stundentafeln.

 

Der Unterricht in den künstlerischen Schulfächern leistet wie alle anderen Schulfächer im Rahmen der Allgemeinbildung und Persönlichkeitsentwicklung einen spezifischen Beitrag. Darüber hinaus legen die künstlerischen Schulfächer wichtige Grundlagen für unterschiedliche Berufslaufbahnen. In vielen, explizit nicht nur akademischen oder künstlerischen Berufen sind Kenntnisse in Formen, Farben, Tönen, Ausdruck, Kreativität Bewegung und mehr von Nöten. Die künstlerischen Schulfächer vermitteln das notwendige Rüstzeug, um eine Ausbildung aufnehmen zu können, in der diese Fähigkeiten und Fertigkeiten unerlässlich sind. Versäumnisse in den künstlerischen Schulfächern beeinträchtigen die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Weiter mindern sie deren Ausbildungsfähigkeit.

 

Expertinnen und Experten aus aller Welt bestätigten die Bedeutung der künstlerischen Schulfächer in der soeben in Hangzhou zu Ende gegangenen internationalen Tagung der „World Alliance for Arts Education“, den UNESCO-nahen Weltverbänden der Fächer Kunst, Musik, Tanz und Theater. Dort wurde erneut auf die Bedeutung der kulturellen Bildung für die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft hingewiesen. Es ist geplant, zur nächsten Weltkonferenz ein Monitoring zur Umsetzung der Empfehlungen der „Seoul-Agenda“ aus dem Jahr 2010 zu den künstlerischen Fächern in den Mitgliedstaaten der UNESCO vorzulegen. Die dort im internationalen Kontext formulierten Ziele werden längst nicht von allen Bundesländern erfüllt.

 

Angebote von Künstlerinnen und Künstlern und von weiteren externen Fachkräften bzw. von außerschulischen kulturellen Bildungseinrichtungen und Kulturinstitutionen bereichern den Unterricht oder das außerschulische Angebot. Sie sind aber kein Ersatz für den regulären Unterricht in Kunst, Musik und Theater. Künstlerinnen und Künstler wollen keine Lehrkräfte ersetzen, sondern ihre eigene Professionalität einbringen.
Der Deutsche Kulturrat fordert daher mit Nachdruck die Länder auf, für einen adäquaten Regelunterricht in Kunst, Musik und Theater Sorge zu tragen und hierfür ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer einzusetzen.


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