19. März 2014 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Positionen

Impulse des Deutschen Kulturrates für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik der 18. Wahlperiode


Berlin, den 19.03.2014. Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) muss in der globalisierten Welt eine neue Dimension entwickeln. Deutschland ist als Mitglied der Europäischen Union eingebunden in globale Diskussions- und Entscheidungsprozesse. Die Gewichte in der Welt verschieben sich, neue aufstrebende Nationen gewinnen politisch und wirtschaftlich an Stellenwert. Zugleich scheint der alte Ost-West-Konflikt wieder an Bedeutung zu gewinnen. Deutschland als wichtiger Industrienation kommt in der sich verändernden Welt eine wichtige Rolle zu. Vor diesem Hintergrund muss es darum gehen, eine Neupositionierung der AKBP vorzunehmen,

 

  • die sich als Teil des Nord-Süd-Dialogs versteht,
  • die Verständigung und den Austausch befördert,
  • mit der Kultur- und Bildungspolitik des Inlands eng verbunden ist,
  • ihren Eigenwert nicht vernachlässigt.

 

Der Deutsche Kulturrat benennt im Folgenden sechs aus seiner Sicht für die aktuelle Wahlperiode des Deutschen Bundestags (2013 bis 2017) wesentliche Aspekte für die AKBP.

 

Verknüpfung der Kulturpolitik im Inland mit Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik

Die AKBP steht in engem Zusammenhang mit der Kulturpolitik im Inland. Die Kulturpolitik im Inland setzt Rahmenbedingungen für die Kultur in Deutschland, die im Ausland gezeigt und wahrgenommen wird, ebenso wie für die Kultur aus dem Ausland, die in Deutschland präsentiert und rezipiert wird. In der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik werden Rahmenbedingungen für die Präsentation von und die Auseinandersetzung mit Kultur aus Deutschland gesetzt. In beiden Fällen sind Kunst und Kultur der Gegenstand. Es gilt jeweils alle Künste in ihrer Vielfalt und je eigener Ausprägung in den Blick zu nehmen. Gelegentlich wird die Bundeshaushaltsordnung als Begründung angeführt, warum Akteure der AKBP nicht im Inland aktiv werden dürfen. Eine solche Betrachtungsweise schafft eine künstliche Trennung, die den fachlichen Erfordernissen einer Kulturpolitik, die AKBP und Kulturpolitik im Inland verknüpft, entgegensteht.

 

Der Deutsche Kulturrat fordert mit Blick auf den Gegenstand Kunst und Kultur, dass die Kulturpolitik im Inland und die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik enger verknüpft werden, um so den Austausch zu befördern. Bestehende haushaltsrechtliche Hemmnisse dieser Verknüpfung gilt es zu beseitigen.

 

Vielfalt der Akteure

In der AKBP ist eine Vielzahl von Akteuren aktiv. Diese Vielzahl ist auch ein Ausdruck der Vielfalt des kulturellen Lebens in Deutschland. Neben den Mittlerorganisationen sind Künstlerverbände, Verbände der kulturellen Jugendbildung, kulturwirtschaftliche Organisationen und nicht zuletzt die Kirchen sowie weitere Akteure in diesem Feld aktiv. Aus dieser Vielzahl resultiert auch eine Heterogenität der Zielsetzungen. Sehen die einen den Export von Kulturgütern und -dienstleistungen aus Deutschland als besonders wichtig an, stehen für andere der Künstleraustausch und die Präsentation von Kunst im Aus- und Inland im Vordergrund. Setzen einige den Akzent auf die Vermittlung deutscher Sprache, stellen andere den Knowhow-Transfer in den Mittelpunkt. Die nächsten erwarten neue künstlerische Ausdrucksformen, die aus der Begegnung entstehen. Im Deutschen Kulturrat sind Verbände und Organisationen versammelt, die für diese Vielfalt – auch an Interessen und Schwerpunkten – stehen.

 

Aus gutem Grund wird die AKBP von einer Vielzahl zivilgesellschaftlicher Akteure realisiert. Diese zivilgesellschaftlichen Akteure haben andere Möglichkeiten der Kooperation und des Austausches als staatliche Institutionen. Dies gilt vor allem in Hinblick auf den Kulturdiskurs, die Zusammenarbeit mit Künstlern in der Opposition und anderem mehr. Die deutschen zivilgesellschaftlichen Akteure der AKBP sind in der Kulturszene in Deutschland verwurzelt und mit den Kulturszenen im Ausland vertraut. Sie können eigene Akzente setzen, um partnerschaftlich mit ausländischen Akteuren die AKBP mit Leben zu füllen.

 

Der Deutsche Kulturrat fordert, die Partner der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in der eigenen Akzentsetzung zu stärken und sie mit ausreichenden Ressourcen auszustatten, damit sie ihre Arbeit verantwortlich umsetzen können.

 

Nachhaltigkeit als Prinzip

Nachhaltige AKBP hängt entscheidend davon ab, dass über einen längeren Zeitraum Vertrauen aufgebaut wird und so eine partnerschaftliche Zusammenarbeit erwachsen kann. Finanziell aufwändige und zeitlich begrenzte Großprojekte können allenfalls eine Ergänzung nachhaltiger, auf einen längeren Zeitraum angelegter AKBP sein.

 

Der Deutsche Kulturrat fordert, die längerfristige Zusammenarbeit in den Mittelpunkt der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik zu rücken. Dieses muss sich auch in der Finanzierung widerspiegeln.

 

Chancen digitaler Techniken nutzen

Neben dem persönlichen unmittelbaren Austausch bieten die digitalen Techniken neue Chancen des Austausches. Hierzu gehören die sozialen Netzwerke ebenso wie Online-Lernplattformen und anderes mehr. Viele Akteure der AKBP nutzen diese Chancen bereits. Der Einsatz digitaler Techniken kann die bestehenden personalen Formen des Austausches aber nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.

 

Der Deutsche Kulturrat fordert, neben den Mitteln für den direkten Austausch zusätzliche für die digitale Vermittlung zur Verfügung zu stellen.

 

Europäischer und internationaler Jugendkulturaustausch

Der künstlerisch orientierte Jugendkulturaustausch eröffnet neue Perspektiven für die Zukunft der AKBP. Hier geht es sowohl um einen altersadäquaten Umgang mit den Künsten, als auch um menschliche Begegnung und aktive grenzüberschreitende kreative Zusammenarbeit von jungen Menschen. Diese Formen des Austauschs entwickeln das Bewusstsein von Jugendlichen für Europa und für die Eine Welt, für Fragen der Globalisierung und für kreative Formen der transnationalen Zusammenarbeit.

 

Der Deutsche Kulturrat fordert, das Potential des europäischen und internationalen Jugendkulturaustauschs als wichtiges Standbein der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik durch mehr Unterstützung besser zu nutzen.

 

Kulturelle Bildung als Bindeglied zwischen Kunst und formaler Bildung

Kulturelle Bildung spielt auf allen Kontinenten eine zunehmend wichtige Rolle in den Bildungssystemen. Neben den überwiegend kognitiven und formalen Bildungsangeboten können auch die Dimensionen der persönlichen und gesellschaftlichen Entwicklung und sozialer Kompetenz mit künstlerischen Mitteln in allen Altersgruppen angeregt werden. Im Zusammenhang mit Fragen von Kultur und Entwicklung sowie bei dem Aufbau zivilgesellschaftlicher Strukturen im Kulturbereich von Transformationsgesellschaften können beispielweise Angebote kultureller Bildung entscheidende Impulse geben.

 

Der Deutsche Kulturrat fordert, die Bildungskonzepte der Mittlerorganisationen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik zeitgemäß weiterzuentwickeln und die transnationale Arbeit anderer zivilgesellschaftlicher Akteure in diesem Feld anzuerkennen und aktiv zu unterstützen.


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