20. März 2020 Kulturrat_Logo_72dpi-01

Corona NL

Corona versus Kultur - Newsletter Nr. 3


Sehr geehrte Damen und Herren,

 

der heutige dritte Corona versus Kultur-Newsletter ist zugleich mein Kulturpolitischer Wochenreport. Denn die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind das Thema, das die Arbeit in dieser Woche vollständig bestimmt hat und sicherlich in der nächsten Zeit bestimmend bleiben wird.

 

Zentrales Anliegen war und ist, für die besonderen Belange des gesamten Kulturbereiches, also den Künstlerinnen und Künstler sowie anderer Solo-Selbständiger aus dem Kulturbereich, den Kultureinrichtungen, den Kulturprojekten, den Kulturvereinen und nicht zuletzt für die Unternehmen der Kulturwirtschaft zu sensibilisieren und nicht müde zu werden, für adäquate Lösungen einzutreten.

 

Nach meinem Eindruck ist in Politik und Verwaltung angekommen, wie wichtig Hilfsmaßnahmen für den Kulturbereich sind und dass an vielen Stellen an Lösungen gearbeitet wird. Auch weil viele aus dem Kultur- und Medienbereich vollkommen zu Recht Existenzängste haben, weil massiv Aufträge wegbrechen, weil Veranstaltungen (mittlerweile schon mehr als 80.000) abgesagt wurden, weil Schülerinnen und Schüler nicht mehr zu außerschulischen kulturellen Bildungsangeboten kommen können, weil, weil, weil…

 

Einige erste Maßnahmen wurden bereits aufgelegt, andere werden in der nächsten Zeit folgen. Die Bundesregierung hat gestern angekündigt, 40 Mrd. Euro für Solo-Selbständige und Kleinstunternehmen zur Verfügung zu stellen.

 

Jetzt wird darauf ankommen, die Mittel zielgerichtet und trotzdem schnell und unbürokratisch an die notleidenden Selbständigen im Kulturbereich zu bringen. Ich habe in einem Gespräch mit Arbeitsminister Hubertus Heil, Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Kulturstaatsministerin Monika Grütters angeregt, dass die Verteilung der Mittel über bestehende und bewährte Strukturen im Kultur- und Medienbereich, die über Erfahrung in der Ausschüttung von Geld an Kreative verfügen, abgewickelt werden sollten. So könnten sich die Verwertungsgesellschaften, VG Wort, VG Bild-Kunst, GEMA, GVL, vorstellen, eine Struktur zu bilden, die die Mittel aus dem zu gründenden Hilfsfonds für Solo-Selbständige aus dem Kulturbereich schnell und mit wenig Bürokratie an Antragsteller verteilt. Die genannten Verwertungsgesellschaften haben langjährige Erfahrungen große Summen in kleinen Stückelungen individuell zu verteilen. Sie verfügen über eine entsprechende technische Infrastruktur und sind im Kulturbereich bestens verankert.

 

Außerdem haben wir eine Erhöhung des Bundeszuschusses zur Künstlersozialversicherung von heute 20% auf 50% vorgeschlagen. Sie könnte die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft entlasten. Sie kommen derzeit für 30 Prozent der Ausgaben auf, der Bund für 20 Prozent und die Versicherten tragen ähnlich abhängig Beschäftigten 50 Prozent. Eine Erhöhung des Bundeszuschusses und die unmittelbare auf dem Verordnungsweg umsetzbare Absenkung der Künstlersozialabgabe für die abgabepflichtigen Unternehmen, aber auch Vereine und andere hätte eine sehr positive Wirkung und wäre ein wichtiger Baustein zur Liquiditätssicherung.

 

Auch die Länder legen nach und nach Programme auf, um den Kultur- und Medienbereich zu unterstützen. Allen diesen Programmen wird allerdings voraussichtlich gemein sein, dass es um die Überbrückung einer Notlage geht.
Erfreulicherweise gibt es auch aus dem Kultur- und Medienbereich selbst Unterstützungsmaßnahmen, insbesondere für in Not geratene Künstlerinnen und Künstler. Aber machen wir uns nichts vor, auch viele private Kulturunternehmen wie Privattheater, Kinos, Clubs usw. werden lange Pausen nicht überbrücken können. Die Fördermaßnahmen von Bund und Ländern müssen die unterschiedlichen Bereiche des Kultur- und Mediensektors und alle künstlerischen Sparten im Blick halten.

 

Es ist beeindruckend, mit wie viel Phantasie und Enthusiasmus derzeit Angebote, Aktionen, Aufführungen und mehr online angeboten werden. Sie zeigen wie reichhaltig und vielfältig unser kulturelles Leben ist und wie sehr wir alle Kultur brauchen. Viele Angebote werden derzeit kostenfrei von den Künstlern und Kultureinrichtungen angeboten. Das sollte vorerst auch so bleiben, aber die Kreativen brauchen für diese Angebote finanzielle Unterstützung durch die öffentlichen Hände.

 

Damit wir bald wieder Kultur live genießen können und damit alle Beteiligten von ihrer Arbeit, sei es als Künstlerin, als Vermittler oder ansonsten im Kulturbereich Tätiger, leben können, müssen wir jetzt körperliche Distanz zum Publikum halten. So schwer das ist.

 

Mitte dieser Woche hat Bundeskanzlerin Angela Merkel einen eindringlichen Appell an alle gerichtet, dass wir Solidarität derzeit vor allem dadurch zeigen, dass wir uns voneinander fernhalten. Halten wir uns daran!

 

Wer den Corona versus Kultur – Newsletter noch nicht regelmäßig bekommt, kann sich einfach in den Newsletterverteiler des Deutschen Kulturrates (www.kulturrat.de/#newsletter) eintragen. Sukzessive werden wir außerdem das Informationsangebot auf unserer Website weiter ausbauen und arbeiten an einem Beratungsangebot für von der Krise betroffene Künstler, Kultureinrichtungen und kulturwirtschaftliche Unternehmen.

 

Bleiben Sie gesund

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann
PS. Aktuelle Handlungsempfehlungen des Robert Koch Institutes finden Sie hier!

 


 

Immer noch aktuell:

 

 


 

Meldungen des Deutschen Kulturrates:

 

 


 

Gesammelte Informationen zu verschiedenen Kultursparten:

 

  • Bildende Kunst: Der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler hat Handreichungen und Hinweise speziell für Bildende Künstlerinnen und Künstler zusammengestellt. Sie finden sie hier. (19.03.2020)
  • Darstellende Kunst: Praktische Informationen zum Umgang mit Fördermitteln, wenn Projekte durch die Corona-Pandemie nicht realisiert werden können oder verschoben werden müssen, bietet der Fonds Darstellende Kunst. Sie finden sie hier. (19.03.2020)
  • Design: Der Berufsverband der Kommunikationsdesigner hält Informationen und Hinweise für Designerinnen und Designer bereit. Sie finden sie hier. (19.03.2020)
  • Filmproduzenten: Diverse Informationen für Filmproduzenten mit Merkblättern und Vereinbarungen mit Sendern hat die Produzentenallianz zusammengestellt. Hier finden Sie die Informationen (19.03.2020)

 


 

Neue Informationen für die Kultur- und Kreativwirtschaft:

 

  • Das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft stellt fortlaufend Informationen für die Branche zusammen. Hier finden Sie auch Hinweise zu speziellen Sonderprogrammen der Länder und Beratungsstrukturen. Hier kommen Sie zur Infoseite (19.03.2020).

 


 

Neue Leitfäden (auch) für Kulturschaffende:

 

 


 

Neue Meldungen aus den Ländern:

 

  • Berlin: Im Rahmen der Soforthilfe II wird ein Sonderprogramm für Kleinunternehmen mit maximal 5 Beschäftigten und Solo-Selbständige aufgelegt, das sich u.a. an folgende Bereiche richtet: Jugend und Bildung, Kreativwirtschaft und Kultur. Die Mittel sollen zur Sicherung der beruflichen und betrieblichen Existenz dienen. Der Zuschuss ist auf 5.000 Euro begrenzt und kann gegebenenfalls mehrfach beantragt werden. Nähere Informationen finden Sie hier. (19.03.2020)
  • Hamburg: Wie Kultursenator Carsten Brosda im NDR mitteilte, sind Sofortmaßnahmen u.a. für Privattheater und Musikclubs sowie Künstlerinnen und Künstler geplant. Dafür sollen 25 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Nähere Informationen finden Sie hier.  (19.03.2020)
  • Filmförderungen: Die Filmförderungen der Länder haben sich heute darauf verständigt, dass sie Maßnahmen für die Kultur- und Medienbranche ergreifen wollen, die allerdings noch mit den Aufsichtsgremien abgestimmt werden müssen. Nähere Infos finden Sie hier. (19.03.2020)

Weitere Meldungen aus den Ländern finden Sie in den vorherigen Corona versus Kultur – Newslettern.

 


 

Neue Meldungen von Kulturverbänden:

 

Weitere Meldungen von Kulturverbänden finden Sie in den vorherigen Corona versus Kultur – Newslettern.

 


 

Gute Idee:

 

  • Wie lässt sich Nothilfe leisten? Wie können wir in der Regelförderung reagieren? Eine erste Übersicht über Initiativen, Nothilfefonds sowie Gedanken zum Umgang mit Geförderten bietet ein kollaboratives Arbeitspapier des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Zum Arbeitspapier.

 


 

Zum Schluss:

 

  • Auch die Geschäftsstelle des Deutschen Kulturrates ist im Krisenmodus. Zum Schutz seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Bevölkerung wird die Präsenz in der Geschäftsstelle drastisch verringert und soweit möglich auf mobiles Arbeiten von zuhause umstellen. Sie erreichen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Zeit nur per Mail.

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