Zusammenleben. Zusammenhalten.

Volkshochschularbeit in Zeiten einer Pandemie

Das Jubiläumsjahr 100 Jahre Volkshochschule ist gerade erst kurze Zeit vorüber als weite Teile des öffentlichen Lebens und auch der Weiterbildungslandschaft heruntergefahren werden. Bundesregierung und Bundesländer haben aufgrund der Corona-Pandemie nun auch Schließungen von Volkshochschulen angeordnet. Bereits laufende Präsenzangebote wurden deshalb unterbrochen und geplante Kurse konnten gar nicht erst starten. Diese Situation ist für alle Bürgerinnen und Bürger absolut neuartig. Deshalb wird es sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen, alle anstehenden Probleme zu regeln und auf alle Fragen eine Antwort zu finden.

 

Neben Teilnehmenden, die nun nicht mehr zum Lernen und zum Austausch in die Volkshochschulen kommen können, und Mitarbeitenden, die nun vielfach von zu Hause aus arbeiten müssen, betrifft die aktuelle Lage insbesondere die große Gruppe der freiberuflichen Lehrkräfte, die eine tragende Säule der Weiterbildung sind. Volkshochschulen und ihre Verbände haben sich auch in der Vergangenheit schon für eine Verbesserung der sozialen Lage der Kursleitenden gegenüber der Politik eingesetzt.

 

Angesichts massenhaft drohender Honorarausfälle wird das Problem in diesen Tagen erst recht akut. Ulrich Aengenvoort, Direktor des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV), sagt den Betroffenen deshalb die Unterstützung zu: „Der derzeitige Unterrichtsausfall an Volkshochschulen bedroht Tausende freiberufliche Kursleiterinnen und Kursleiter in ihrer Existenz. Wir setzen uns gegenüber der Politik mit großem Nachdruck dafür ein, dass die Einnahmeausfälle kompensiert werden. Wir lassen unsere Lehrkräfte nicht im Regen stehen. Denn ohne sie ist Volkshochschule nicht denkbar.“

 

Die laut vernehmbaren Hilferufe von Kultur- und Weiterbildungseinrichtungen finden offenbar im politischen Raum Gehör, tragfähige Lösungskonzepte werden derzeit mit Hochdruck erarbeitet, die den Fortbestand der Strukturen und die wirtschaftliche Existenz betroffener Lehrkräfte sichern helfen. Dass auch Kultur und Weiterbildung über die Zeiten der Krise gerettet werden müssen, wird nicht infrage gestellt. Große Teile der deutschen Bevölkerung sind durch behördliche Anordnung gezwungen zu Hause zu bleiben. Eine große Chance, diese Zeit für das Lernen zu nutzen. Viele Volkshochschulen haben bereits digital gestützte Bildungsangebote aufgesetzt und damit eine Möglichkeit geschaffen trotz aller Einschränkungen wenigstens einen Teil des Kursbetriebs zu kompensieren. Kursleitende erhalten gerade jetzt besonderen Support, damit sie ihre Kurse online anbieten und so auch ihre Honorare sichern können.

 

Seit 2015 verfolgt der DVV gemeinsam mit den vhs-Landesverbänden die Strategie der „Erweiterten Lernwelten“. Zunehmend werden digital gestützte Lernangebote entwickelt und Kompetenzen im digitalen Wandel vermittelt. Volkshochschulen werden hinsichtlich ihrer Organisationsentwicklung begleitet und darin unterstützt, die digitale Transformation aktiv zu gestalten. Denn gesellschaftliches und privates Leben sowie Arbeit und Bildung erfahren durch Digitalisierung und Technologisierung tiefgreifende Veränderungen. Mit der vhs.cloud unterstützt der DVV seit zwei Jahren die Volkshochschulen darin, Lehr- und Lern-Settings mithilfe digitaler Instrumente sinnvoll zu ergänzen und zu bereichern. Für online-gestützte Kurse bietet die vhs.cloud ein vollständiges Lernmanagementsystem. Volkshochschulen können einfach neue Kurse anlegen und so ihr Kursangebot erweitern. Zudem fördert die vhs.cloud den Austausch von Volkshochschulen bundesweit. Sie bietet vielfältige Möglichkeiten, online einfach mit Kolleginnen und Kollegen, Kursleitungen und Kursteilnehmenden zu kommunizieren. Mehr als 700 Volkshochschulen sind derzeit in der vhs.cloud aktiv.

 

Der stetige Anstieg der Kommunikation innerhalb der vhs.cloud zeigt, dass sie ein ideales Tool ist, um von überall Arbeitsprozesse abzustimmen und die eigene Weiterbildungseinrichtung voranzubringen. Mit Hilfe der vhs.cloud können Volkshochschulen, vhs-Landesverbände und der DVV Weiterbildung ortsunabhängig anbieten.

 

Angesichts der derzeitigen Situation haben viele Volkshochschulen zusätzliche Online-Kurse eingerichtet. Auf der zentralen Webseite volkshochschule.de werden alle Online-Lernangebote seit vergangener Woche übersichtlich dargestellt, um ortsunabhängiges Lernen unkompliziert zugänglich zu machen.

 

Volkshochschulen müssen keine „Corona-Ferien“ machen. Sie haben mit der vhs.cloud einen Innovationsvorsprung erreicht, mit dem sie ihr selbstgestelltes Motto „Wissen teilen“ auch aktuell digital einlösen können.

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 04/2020.

Sascha Rex
Sascha Rex ist Leiter der Abteilung Grundsatz des Deutscher Volkshochschul-Verbandes.
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