P&K-Schwerpunkt: Das Anthropozän – vom Einfluss der Kultur auf die Natur

Der Rückgang der Schmetterlingspopulation ist eine Kulturfrage.

Berlin, den 27.04.2016. Das Anthropozän ist der Schwerpunkt in der neuen Ausgabe von Politik & Kultur (P&K), der Zeitung des Deutschen Kulturrates. Ein Fazit des Schwerpunktes ist, dass der Kulturbereich im Zeitalter des Anthropozän mehr Verantwortung übernehmen muss, denn auch der dramatische Rückgang der Schmetterlingspopulation ist letztlich eine Kulturfrage.

 

Olaf Zimmermann, Herausgeber von Politik und Kultur, schreibt in der Einführung in den Schwerpunkt: „Bei der Idee des Anthropozäns geht es um die Einflüsse der menschlichen Kultur auf die Natur, also unsere Umwelt. Gerne nennen wir diese Umwelt natürlich, obwohl gerade dieses Attribut wegen des überall auf der Erde bemerkbaren Einflusses des Menschen schlicht irreführend ist. Bei dem Wort „natürlich“ assoziieren wir sofort „ursprünglich“, „unberührt“, „rein“, „sauber“, also zumindest nicht künstlich. Doch dieses Ideal von natürlicher Natur ist eine Fiktion, überall, wo die menschliche Kultur ihre Spuren hinterlassen hat, ist die Unberührtheit dahin. Heute sind diese menschlichen Kulturspuren in den tiefsten Tiefen der Meere, auf den höchsten Bergen und sogar im „ewigen“ Eis zu finden.“

 

Der Nobelpreisträger und Erfinder des Begriffes „Anthropozän“ Paul Josef Crutzen sagte im Interview mit Michael Müller, dem Bundesvorsitzenden der NaturFreunde Deutschlands im Schwerpunkt: „Ich bedauere, dass die Ökologie zwar in aller Munde ist, aber doch nicht die Bedeutung erreicht, die ihr gebührt. Dabei kann gerade die Ökologie zum Schlüssel für die Lösung grundlegender Probleme werden. Ökologie bedeutet nämlich, längerfristig zu denken, Kreisläufe zu beachten und zu fördern, ein Gleichgewicht zu bewahren. Also verantwortungsvoll mit unserer Erde umzugehen. Das ist die Schlüsselfrage im Anthropozän, denn das globale Jahrhundert ist die Menschenzeit mit einer sehr viel höheren Verantwortung der Menschen.“

 

Der Intendant des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin, Bernd Scherer schreibt: „Angesichts der Herausforderung durch das Anthropozän muss es darum gehen, eine Haltung zu entwickeln, die weder depressiv die Menschheit als Opfer der Klimakatastrophe versteht, noch der Illusion unterliegt, den Menschen als Herrscher des Planeten zu inthronisieren. Vielmehr geht es darum, aus der Erkenntnis heraus, dass menschliches Leben Teil der materiellen Kreisläufe auf dieser Erde ist, neue Möglichkeitsräume im Wahrnehmen, Denken und Handeln zu entwickeln. Imagination und Kreativität sind gefordert.“

 

Außerdem haben im Schwerpunkt der Gründungsdirektor des Haus der Zukunft in Berlin, Reinhold Leinfelder, der Präsident des Deutschen Naturschutzringes, Kai Niebert, der Intendant des Deutschen Theaters Berlin, Ulrich Khuon, der Vorstand des Zentrums für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, Peter Weibel, der Politiker Rüdiger Kruse, die Kuratorin Ausstellung „Willkommen im Anthropozän“ des Deutschen Museums München, Nina Möllers und die Geschäftsführerin des Instituts für Medien, Umwelt, Kultur, Monika Griefahn, geschrieben.

 

Politik & Kultur, Zeitung des Deutschen Kulturrates
Hg. von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.

 

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